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Ich musste bei Philadelphia Charge natürlich auch direkt an Marinette Pichon
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denken, über die wir hier auch schon gesprochen haben.
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Die haben sich allerdings knapp verpasst. Die ist da dann nämlich 2002 von Pia
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Suntage hingelockt worden.
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Aber man hat das ja manchmal gar nicht so präsent, dass das eben auch schon
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diese erste große Zeit in den USA war, in der sehr, sehr viel Geld auch in den
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Fußball der Frauen gesteckt wurde.
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Und das ist eine Erkenntnis, die Doris Fitschen auf jeden Fall aus den USA auch
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mit zurückgebracht hat nach Deutschland.
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Und zwar nicht, auch das hat sie immer wieder gesagt, dass die Spielerinnen
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Diese astronomischen Gehälter bekommen sollen, die im Fußball der Männer bezahlt werden.
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Im Gegenteil war sie eigentlich eine, die in Interviews auch immer wieder darauf
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hingewiesen hat, wenn man über das Thema Geld im Profifußball spricht,
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dann kann man gerne auch mal drüber sprechen, ob das eigentlich überhaupt sinnhaft
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ist, dass Männer solche krassen Gehälter bekommen.
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Und es war relativ deutlich, dass sie das eben nicht für sinnhaft hält.
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Aber sie war eine große Verfechterin von einem Gehalt,
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einem Mindestlohn, von dem die Spielerinnen leben können und sich auf den Fußball konzentrieren,
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um den Fußball insgesamt besser zu machen.
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Dadurch, dass die Spielerinnen nicht fünf Sachen noch nebenher machen müssen.
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Wobei man gleichzeitig festhalten muss, sie hat das immer geschafft.
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Das ist ja auch so ein Generationenwechsel. Beispiel, Britta Carlson hat es
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ja zuletzt auch ein paar Mal gesagt, also ist es überhaupt nötig,
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dass man nichts nebenher macht.
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Aber klar, wenn man eine Professionalisierung möchte, dann muss man diese Schritte
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eben irgendwann gehen. Und wir hatten das schon angesprochen,
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Doris Fitschen ist dann eben zum DFB gegangen.
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Sie hat auch die Fußballlehrer-Lizenz gemacht, hat allerdings mal in einem Interview
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gesagt, zu dem Zeitpunkt gab es da nicht viele Optionen, um als Trainerin tatsächlich
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seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
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Also sprich, die paar Posten, die es gab, die waren langfristig sozusagen vergeben
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und für sie hat es dann gepasst, eben in den DFB zu gehen.
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Ihr habt es vorhin in dem O-Ton vonClaudia ja auch schon gehört,
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dass sie da also eben erst im Marketing unterwegs war und dann eben später,
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als der Fußball der Frauen auch in die Anfänge der Eigenvermarktung gekommen
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ist, eben sich auch auf die Suche nach passenden Sponsor*innen gemacht hat.
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Und da hat sie sicherlich mit der Art und Weise, wie sie mit Menschen umgehen
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konnte und mit dieser Ruhe, die sie ausgestrahlt hat, sicherlich auch ein großes Pfund gehabt.
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Und wir würden euch vielleicht an der Stelle mal ein Zitat vorlesen,
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was wir von einer Hörerin bekommen haben, wo es genau um diese Ausstrahlung
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von Doris Fitschen nämlich geht.
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Genau, das hat uns CSET geschrieben. Vielen herzlichen Dank dafür.
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In der Zeit nach der Spielerinnenkarriere war sie dann nicht nur beim DFB, sondern war außerdem,
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ihr erinnert euch bestimmt, von 2001 bis 2004 auch als Expertin bei der ARD
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und ab 2008 dann als Marketingleitung im Orga-Komitee der Heim-WM 2011.
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Die Heim-WM 2011 gehört sicherlich auch zu den Punkten,
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für die sie dann die ein oder andere Kritik einstecken musste,
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sowie für diese WM, da sie eben am Ende nicht so erfolgreich verlaufen ist,
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wie man sich das vorher ausgemalt hatte.
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Glaube ich, also kreuz und quer durch den DFB fast alle, die die Finger da irgendwie
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mit drin hatten, Kritik einstecken mussten.
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Ab 2009 war sie dann bis 2016 Managerin der Nationalelf, hat da natürlich auch
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nochmal Erfolg an vielen Titeln in einer sehr, sehr erfolgreichen Zeit dieses Teams gehabt.
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Und ab 2022 war sie dann eben Gesamtkoordinatorin Frauen im Fußball und hauptverantwortlich
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für die Strategie Frauen im Fußball FF27.
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Diese Stelle ist damals neu geschaffen worden und man kann sicher sagen,
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dass das keine sehr dankbare Aufgabe war, so würde ich es mal nennen,
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in diesem großen Aparillo,
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der der DFB nun mal ist.
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In so einer kleinen Einheit einerseits sicherlich gut mit vertrauten Menschen,
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die alle in dieselbe Richtung wollen, zusammenarbeiten zu können.
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Aber dann immer, wenn man also aus dieser Gruppe raustritt, in den großen Apparat
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rein und versucht, die ganzen Ideen, die man hat.
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Ja, weiter hoch quasi zu eskalieren, sodass sie auch in eine Umsetzung kommen,
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hat sie da sicherlich keine leichte Position gehabt, so würde ich es mal sagen.
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2019 wurde erstmals bei ihr Krebs diagnostiziert, im April.
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Sie hat darüber auch sehr offen eigentlich gesprochen, also gerade in dieser Anfangszeit.
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Sie hat in einem Interview darüber gesagt, "ich kann jetzt nicht hadern,
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warum passiert mir das? Meine Chance ist jetzt nach vorne zu schauen."
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Hat immer auch betont, wie wichtig ihre Familie und ihre Freund*innen für sie
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sind und was sie für eine große, große Unterstützung erfahren hat.
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Und dass es eben vor allen Dingen deswegen ein Schock war, weil sie mit gar
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nichts gerechnet hatte. Sie hatte eben Schmerzen und hat dann später gesagt,
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"ich war topfit, mir ging es richtig gut.
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Und plötzlich bist du Krebspatient. In den sechs Wochen nach dem Erstverdacht
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hatte ich die Zeit, mich auf die endgültige Diagnose vorzubereiten.
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Darum war es dann nicht der ganz große Schock, weil ich damit rechnen konnte."
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Aber natürlich ist das ja eine lebensverändernde Diagnose.
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Und der Krebs, den sie hat oder hatte, da gibt es zwei bis drei Fälle auf eine Million Menschen.
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Sie musste dann alle drei Monate zu den Kontrollen, hat auch mal in einem Interview
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gesagt, dass es dann bei der ersten Kontrolle direkt einen Schock gab,
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weil sich einige Lymphknoten verändert hatten und es eben einen Verdacht gab,
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der Krebs könnte doch gestreut haben.
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Aber toi, toi, toi war dann damals ihre eigene Aussage, dass sich das nicht bewahrheitet hat.
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Und am Ende muss man aber sagen, hat sie den Kampf gegen diese Krankheit am 15.
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März dann doch verloren. Die DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich hat in der
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Meldung des DFB gesagt, "Doris war ein Vorbild an Empathie und Zugewandtheit.
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Für das gesamte Haus kann ich sagen, unsere Herzen sind sehr schwer.
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Wir fühlen große Trauer."