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Ja, ist auch tatsächlich, wenn man die Berichterstattung dazu so ein bisschen
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verfolgt hat, auch aus den unterschiedlichen Ländern, dass da also schon auch
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eine ziemliche Bewunderung letztlich da rauskam,
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wie schnell die sich auf diesen Modus eingestellt haben und wie ernst sie das
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genommen haben, obwohl sie ja nach außen sehr gezeigt haben,
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dass sie jetzt einfach irgendwie einen großen Spaß daran haben und das ja auch
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selber als so eine Art Klassenfahrt bezeichnet.
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Aber wir bleiben spannenderweise im Blick auf noch ein drittes Turnier auf dem Kleinfeld,
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aber aus einem völlig unterschiedlichen oder aus einem völlig anderen Grund.
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Und zwar hat an diesem Wochenende in Mainz im Bruchwegstadion der erste Spieltag
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der Deutschen amputierten Fußball-Bundesliga DAFL stattgefunden. gefunden.
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Und ein Spieltag in der DAFL erstreckt sich immer über ein Wochenende.
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Und ich war da heute, also am zweiten Tag des ersten Spieltages sozusagen,
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und wollte gerne mal ein bisschen was darüber erzählen, weil es zugleich eine
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junge und eine gar nicht so junge, aber eben vor allen Dingen noch eine ganz
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behutsam wachsende Sportart ist.
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Genau, und ich würde mal mit dem Regelwerk einsteigen und da gibt es ein nationales
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und ein internationales Regelwerk und die nationalen Regeln sehen so aus,
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dass man zweimal 20 Minuten, 5 gegen 5 auf 40 mal 20 Metern spielt.
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Die internationalen Regeln, das wird spannend, wenn nächste Woche am 30.
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Mai und am 1. Juni, nee, 30.
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Mai bis 1. Juni, der Mai hat 31 Tage, die Champions League startet.
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Sind es zweimal 25 Minuten, Sieben gegen sieben auf 60 mal 40 Metern und sowohl
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bei fünf gegen fünf als auch bei sieben gegen sieben ist natürlich eine Person, die im Tor.
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Eine Besonderheit in puncto Fußball ist, dass ohne Abseits gespielt wird.
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Aus dem Regelwerk Zitat, das aktive Spielen mit der Krücke ist nicht erlaubt.
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Dies wird als Handspiel gewertet. Zitat Ende.
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Und es gibt eben unterschiedliche Voraussetzungen für Feldspieler*innen und Torhüter*innen.
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Bei Feldspieler*innen ist das eine Beinamputation oder Beinverkürzung.
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Gespielt wird einbeinig auf Krücken.
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Der Ball darf nicht mit dem Beinstumpf oder mit dem verkürzten Bein gespielt
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werden, was, wenn man das Spiel sieht, wirklich eine Herausforderung ist.
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Bei den Torhüter*innen sind die Voraussetzungen Armamputation oder Armverkürzung.
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Die dürfen ihren Torraum nicht verlassen und der Ball darf nicht mit dem Armstumpf
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oder verkürzten Arm gespielt werden.
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Und das ist zumindest nach der Beobachtung ein bisschen einfacher als mit dem
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Beinstumpf, weil der Armstumpf, zumindest war das heute so zu beobachten.
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Eben unterm Trikot am Körper so ein bisschen wie so auch festgemacht wird,
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also dass der auch möglichst nicht irgendwie rauslugt oder so.
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Also weil man hat ja sonst natürlich den Reflex, auch mit dem Arm oder mit dem
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Bein, mit der Amputation in Richtung von dem Ball zu gehen und das kann dann
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eben im Tor so nicht passieren.
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Die Saison, die da jetzt heute angepfiffen wurde, war die fünfte und es ist die erste mit fünf Teams.
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In der vergangenen Saison waren es noch vier und die fünf Teams sind Anpfiff Hoffenheim,
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BFC Preußen Berlin, Mainz 05, Fortuna Düsseldorf und der Hamburger SV.
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Und es gibt insgesamt acht Spieltage zwischen Mai und September.
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Es ist wie gesagt immer ein Wochenende. Jedes Team spielt an einem Spieltag
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gegen alle anderen Teams.
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Dann gibt es im Oktober noch einen Finalspieltag und da kann dann nochmal komplett
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auf den Kopf gestellt werden, wer am Ende die Meisterschaft gewinnt.
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Die Liga ist relativ ausgeglichen, hat man jetzt auch an diesem Spieltag schon gesehen.
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Berlin fällt schon ein bisschen ab, das war jetzt auch an den Ergebnissen abzulesen.
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Hamburg, Düsseldorf und Mainz sind, würde ich mal sagen, relativ gleich auf
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und Anpfiff Hoffenheim vielleicht so ein Ticken hintendran, aber insgesamt schon
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eben, wie gesagt, recht ausgeglichen.
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In Mainz ist der ehemalige 05-Profi Jürgen Menger Trainer und sein Sohn gehört auch zum Team.
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Es war ein großer Wunsch der Mainzer*innen, dass es eben ein Heimspielwochenende
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auch am Bruchweg geben würde.
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Und ich finde es richtig, richtig gut, dass das jetzt auch stattgefunden hat.
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Mainz 05 hat außerdem mit Nicola Roos die einzige Spielerin der Liga.
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Also das heißt, das ist nicht irgendwie getrennt.
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In Hoffenheim gibt es mit Michelle Dübon eine Co-Trainerin.
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Bei den Trainer*innen ist es so, dass die keine Amputation haben müssen.
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Das ist ganz unterschiedlich.
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Häufig sind es Pärchen, also mit Trainer, Trainerin, Co-Trainer,
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Co-Trainerin eine Person amputiert und eine nicht,
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altersmäßig ist das alles total durchmischt ich habe mir die Teams jetzt vorhin
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nochmal angeschaut auf den Homepages also die jüngste Person,
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die ich gefunden habe in den Teams für diese Saison ist Jahrgang 2010 und es
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geht so bis in die frühen 70er Geburtsjahrgang.
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Insgesamt gibt es den Sport seit Anfang der 80er. Die Anfänge hat er in den
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USA laut der Selbstdarstellung auf der Homepage.
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Es gab 1991 eine erste inoffizielle WM in Usbekistan und es gibt einen Weltverband,
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die World Amputee Football Federation, WAFF, seit 2005 und die European Amputee Football Federation,
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EAFF, ist seit 2015 der erste Kontinentalverband.
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Und was wichtig ist zu wissen, was nämlich für den Sport in Sachen Wachstum
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tatsächlich ein Hindernis ist.
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Amputierten Fußball ist nicht paralympisch und die gehören deswegen auch nicht zum DFB.
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Und es macht generell Förderungen und Verbandszugehörigkeiten schwierig.
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Sie werden aber unterstützt von der Sepp Herberger Stiftung.
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Und was ich auch ganz spannend finde, was jetzt das Thema angeht,
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sie zu verfolgen, Sportdeutschland TV überträgt diese Wochenenden alle live.
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Wir verlinken euch die Homepage Amputierten Fußball, damit ihr euch da bei Interesse
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noch ein bisschen intensiver mit beschäftigen könnt.
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Es gab in Mainz vor diesem ersten Spieltag eine Medienrunde und ich konnte da
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persönlich nicht dran teilnehmen,
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aber zum Glück ein paar Fragen hinterlegen bei der Medienabteilung und habe
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unter anderem eben wissen wollen.
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Also wenn man das so beobachtet, auf der einen Seite ist das klar,
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dass bei einem amputierten Sport letztlich eben das eine Besonderheit ist,
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auf die dann Medien auch einen Fokus richten.
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Auf der anderen Seite finde ich, wenn man da so drauf schaut,
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stellt man sich immer vor, dass das für die Sportlerinnen ja eigentlich irgendwann
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relativ nervig sein muss, wenn sie über ihren Sport reden wollen und im Endeffekt
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immer nur nach ihren Amputationen, Verletzungen,
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Geschichten, die dazu geführt haben, gefragt werden.
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Und das war auch so das, was eigentlich als Antwort kam, also dass es natürlich
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eine total große Sehnsucht danach gibt, dass das einfach als Sport wahrgenommen
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wird und dass man natürlich mit diesem Sport anderen in der Situation,
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also vielleicht auch bei einer frischen Amputation zeigen möchte.
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Hey, du hast auch sportlich noch ein Leben und komm irgendwie zu uns und mach
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mit und wir haben hier total Spaß.
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Aber dass es natürlich schön wäre, wenn die Berichterstattung über diesen Sport
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sich dann tatsächlich auch auf die Spiele konzentrieren würde.
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Und ich bin sehr schlecht darin zu schätzen, wie viele Menschen irgendwo sitzen.
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Deswegen möchte ich jetzt nicht schätzen, wie viele Leute da am Bruchweg waren.
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Aber es gab insgesamt schon ein Interesse dafür. Ich habe mich heute länger
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mit zwei Leuten unterhalten, die tatsächlich gestern und heute alle Spiele geschaut haben.
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Und es ist schon krass zu sehen, wie technisch das ist.
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Es ist natürlich von der Technik her was ganz anderes als Fußball ohne Amputation,
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aber es ist eine sehr hohe Geschwindigkeit, die einfach erreicht wird.
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Und dieses, ich persönlich mag das generell sehr beim Fußball,
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wenn man Gegner so stehen lässt und irgendwie austanzt und halt mit Geschwindigkeit
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und Technik vors Tor kommt.
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Und das habe ich da wirklich total genossen bei diesen Spielen jetzt am Wochenende.
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Also ich kann allen, die sich für Fußball interessieren, nur empfehlen,
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sich auf der Homepage mal anzuschauen, wo die kommenden Spieltagswochenenden
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stattfinden und sich auch mal so ein Spiel anzuschauen oder auch mehrere.
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Dadurch, dass die kürzer sind, kann man sich ja auch mal so einen ganzen Tag am Wochenende geben.
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Ich fand es cool und ich hoffe, dass die im Verlauf der Saison vielleicht noch
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ein bisschen mehr Zulauf bekommen.
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Der Rekord liegt wohl bei 500 ZuschauerInnen.
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Da ist bestimmt noch Luft nach oben. Und was auch ganz spannend ist, 30.
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Mai und 1. Juni findet eben in Ankara die Champions League statt.
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Und da hat auch der Jürgen Menger, also der Trainer der 05er*innen,
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erzählt, es gibt durchaus Teams, die sehr viel professioneller trainieren.
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Also weil dadurch, dass es eben nur diese fünf Teams in Deutschland gibt,
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müssen die SpielerInnen große Strecken anreisen zum Training.
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Also Mainz 05 zum Beispiel trainiert einmal alle 14 Tage und ist damit wohl
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schon eher so am oberen Ende der Skala.
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In der Türkei ist das deutlich etablierter. Er hat erzählt, da gibt es Teams,
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die drei, vier Mal die Woche trainieren, was natürlich eine ganz andere Hausnummer ist.
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Und ja, es ist toll, dass also die Mainz 05 eben als amtierender deutscher Meister
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jetzt zur Champions League fährt.
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Bei der Champions League gibt es auch ein Team mit einer Trainerin, nämlich Betis Sevilla.
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Und ich bin mal sehr gespannt, wie das ausgehen wird.
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Ist auf jeden Fall so, hat man ja generell, finde ich, bei Sportarten,
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dass man so überrascht ist, dass man feststellt, da gibt es ja auch eine Champions League.
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Ich hatte das mal, als ich mit einer Minigolferin über ihren Sport was gemacht
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habe, dass sie dann von Champions League Teilnahmen erzählt hat.
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Ich so dachte, im Moment, das ist so die Arroganz des Platzhirsches, Fußball,
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also wenn man so mit diesem klassischen Männerfußball groß geworden ist,
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dass man sich dann so wundert, dass es diese Wettbewerbe natürlich in allen
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anderen Sportarten auch gibt.
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Aber ja, also auf jeden Fall sehr, sehr spannend und ich kann es euch allen
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nur ans Herz legen, da mal vorbeizuschauen.