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Hallo und herzlich Willkommen zu einer Weltpremiere: So klang das am Freitagabend in Köln im Deutschen Sport & Olympia Museum. Dort nämlich haben wir den Podcast zum ersten Mal live vor Publikum aufgenommen. Und dabei waren wir nicht alleine, sondern hatten die sehr famose Claudia Neumann als Gästin an Bord.

Gemeinsam haben wir über die wirklich wesentlichen Dinge gesprochen: Frauen, Fußball, Frauen im Fußball und Fußball der Frauen, oder einfach: Fußball ist mehr als cis männlich. Claudia hat uns außerdem davon erzählt, wie sie ihre eigene Karriere bis hierher erlebt hat, welche Phasen sich wie angefühlt haben und wann ihr bewusstgeworden ist, dass gewisse Erfahrungen universell sind – und sie die Möglichkeit hat, Dinge für andere zu verbessern.

Wir hoffen, ihr habt genau so viel Freude an dieser besonderen Folge, wie wir bei der Aufnahme. Unser Dank gilt Claudia und natürlich den tollen Museumsmenschen rund um Mathias Schmidt.

Becker & Pfeiffer is a labor of love, aber wenn es euch möglich ist, freuen wir uns, wenn ihr den Podcast und unsere Bolztribüne mit einem kleinen Beitrag unterstützt. Außerdem macht ihr uns immer eine Freude mit eurem Feedback. Und wenn euch die Sendung gefällt, hinterlasst uns doch eine Rezension und Sterne auf der Plattform eures Vertrauens. Wir hören uns.

Becker & Pfeiffer

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Transkription der Episode anzeigen

Annika Becker
0:00:26–0:00:33
Ja, dankeschön für diese wunderbare Begrüßung. Ich begrüße zu unserer 49.
0:00:33–0:00:37
Podcast-Folge erstmal euch alle, die ihr hier seid. Schön, dass ihr gekommen
0:00:37–0:00:39
seid. Wir freuen uns alle sehr.
0:00:40–0:00:44
Und ansonsten ist so mein Standardsatz am Anfang immer zu sagen:
0:00:44–0:00:48
Hallo liebe Mara! Aber diesmal darf ich noch hinzufügen: Hallo liebe Claudia!
Claudia Neumann
0:00:48–0:00:50
Vielen Dank.
Mara Pfeiffer
0:00:51–0:00:54
Ja, hallo liebe Annika und hallo liebe Claudia.
0:00:55–0:01:01
Wir haben ein bisschen überlegt natürlich, wie wir das heute Abend so vom Aufbau her machen wollen,
0:01:01–0:01:05
weil wir uns gedacht haben, es ist wahrscheinlich fürs Publikum nicht so wahnsinnig
0:01:05–0:01:09
interessant und das wäre ja auch eine totale Verpulverung unserer Gästin,
0:01:09–0:01:13
wenn wir uns hier hinsetzen und Blitz-News vortragen.
0:01:13–0:01:18
Das heißt, wir werden uns von den verschiedenen, na sag schon Annika,
0:01:18–0:01:23
was sind Kategorien des Podcastes heute Abend weitestgehend lösen.
0:01:23–0:01:27
Was wir aber beibehalten wollen, ist die Frage nach der Fußballwoche und da
0:01:27–0:01:30
würden wir heute doch mit dir anfangen. Wie war denn deine Fußballwoche, liebe Claudia?
Claudia Neumann
0:01:31–0:01:33
Die vergangene oder die noch laufende?
Mara Pfeiffer
0:01:33–0:01:37
Die noch laufende. Also fangen wir mal vielleicht am Sonntag an.
Claudia Neumann
0:01:38–0:01:44
Am vergangenen Sonntag, ich muss gerade überlegen, war ich tatsächlich noch in Albanien.
0:01:46–0:01:50
Da hat mich in der Tat eine kleine Nebentätigkeit hin verschlagen.
0:01:50–0:01:52
Auch da wird über Fußball viel gesprochen.
0:01:53–0:01:58
Albanien ist ja auch Teilnehmer der Europameisterschaft hier. Das war so nebenbei.
0:01:58–0:02:06
Ich hatte ein paar Tage frei. Und jetzt kulminiert diese Woche in dem Highlight-Spiel
0:02:06–0:02:08
morgen im Rhein-Energie-Stadion.
0:02:08–0:02:12
Das ist das relativ wichtigste Spiel, glaube ich, für die Kölner,
0:02:12–0:02:16
ob sie sich überhaupt noch am Montag Erstligist nennen können.
Mara Pfeiffer
0:02:17–0:02:22
Das hat ja am Sonntag schon so ein bisschen angefangen.
0:02:22–0:02:30
Da hat nämlich der glorreiche FC Köln gegen den sehr glorreichen FSV Mainz 05 gespielt.
0:02:30–0:02:35
Aber es war ja eine schiedlich-friedliche Punktteilung. Wir wissen ja so ein
0:02:35–0:02:43
bisschen, ich habe noch mal reingehört, deine Kindheit und Jugend ist ja schon sehr Köln geprägt.
Claudia Neumann
0:02:43–0:02:44
Definitiv.
Mara Pfeiffer
0:02:44–0:02:48
Das heißt, ich habe aber auch in einem Gespräch von dir gehört,
0:02:48–0:02:55
dass du mehr noch als Vereinsfan heute, ich hoffe, ich rephrasiere das richtig,
0:02:55–0:02:57
dich als Fan von schönem Fußball siehst.
0:02:57–0:03:00
Und wenn sie scheiße spielen, dann dürfen sie auch verlieren.
0:03:00–0:03:03
Aber wie viel macht es denn jetzt emotional noch mit dir?
Claudia Neumann
0:03:04–0:03:06
Nicht mehr so viel, das ist in der Tat so. Also man sucht sich seinen Verein
0:03:06–0:03:07
ja tatsächlich nicht aus.
0:03:08–0:03:13
Man bekommt ihn ja irgendwie bei Geburt oder spätestens so in den Kleinkindjahren
0:03:13–0:03:17
irgendwie zugeschustert.
0:03:17–0:03:20
Er kommt zu einem auf jeden Fall. Und ich komme, wie gesagt,
0:03:20–0:03:23
aus der Gegend von hier, ein bisschen auf dem Land, nicht weit entfernt.
0:03:23–0:03:26
Und da lag der 1. FC Köln relativ nah.
0:03:26–0:03:29
Und ich gucke mal ein bisschen hier im Publikum rum, gibt es noch ein paar jüngere
0:03:29–0:03:30
Kollegen und Kolleginnen.
0:03:31–0:03:35
Denen muss man das erzählen. Denn der 1. FC Köln war mal ein großer Verein, ein sehr großer Verein.
0:03:36–0:03:39
Also zu Zeiten von Wolfgang Overath beispielsweise, Heinz Flohe.
0:03:39–0:03:44
Das war so die Zeit, als ich als Kind anfing, diesen Verein zu lieben und zu verinnerlichen.
0:03:45–0:03:50
Und dann war es auch irgendwann der erste Stadionbesuch hier im alten Müngersdorfer Stadion noch.
0:03:51–0:03:58
Ja, das war pure Leidenschaft. Mein Bruder war Bayern-Fan und das war eine große Konkurrenz damals.
0:03:58–0:04:04
Also wir haben das auch auf dem Bolzplatz austragen müssen. Und das ging nicht immer unfallfrei aus.
0:04:04–0:04:08
Also das war eine große Zeit des Fußballs und das vergisst man nicht.
0:04:08–0:04:13
Und irgendwann über die Jahre später dann natürlich im Beruf hat sich das natürlich
0:04:13–0:04:17
insofern verflüchtigt, dass es immer noch der Verein ist, dein Verein.
0:04:18–0:04:22
Aber ich würde mich heute nicht mehr als Fan von einem Verein oder nicht mal
0:04:22–0:04:25
von einer Nation bezeichnen, obwohl ich natürlich Deutschland die Daumen drücke.
0:04:25–0:04:29
Aber für mich ist das Entscheidende, was zwischen Anpfiff und Abpfiff passiert.
0:04:29–0:04:34
Und da kann ich unfassbar emotional werden, selbst wenn Georgien tollen Fußball
0:04:34–0:04:35
spielt oder so, wenn das toll ist.
0:04:35–0:04:38
Das ist für mich dann wirklich unter die Haut gehend.
Mara Pfeiffer
0:04:39–0:04:45
Wandern dann denn jetzt bei einem Abstieg deine FC Köln-Topflappen wieder ins Verborgene zurück?
Claudia Neumann
0:04:45–0:04:48
Wo habe ich das je geschrieben? Schrecklich.
0:04:49–0:04:54
Nein, ich habe irgendwo mal, ich weiß nicht, bei einer Tombola einen Topflappen
0:04:54–0:04:57
des 1. FC Köln mit dem Geißbock gewonnen.
0:04:57–0:05:01
Und den hatte ich dann immer in der Tat in meiner Küche, da gibt es noch so
0:05:01–0:05:03
einen kleinen Abstellraum, so an der Türklinke.
0:05:03–0:05:07
Und dann dachte ich, okay, immer wenn sie absteigen, geht der nach innen und
0:05:07–0:05:12
ist nicht mehr sichtbar. Wenn sie aufsteigen, hole ich ihn wieder raus. Noch hängt er draußen.
Mara Pfeiffer
0:05:12–0:05:16
Sind wir sehr gespannt. Annika, mach du mal weiter, oder?
Annika Becker
0:05:16–0:05:20
Ich soll weitermachen? Naja, dann würde ich sagen, machen wir,
0:05:20–0:05:23
da wir uns in Köln befinden, vielleicht mal den Schwenk dazu,
0:05:23–0:05:28
dass ja, wie wir alle sehen mit diesem wunderbaren Pokal, der hier hinter mir steht,
0:05:28–0:05:32
das Pokalfinale der Frauen auch hier in Köln stattfindet.
0:05:32–0:05:38
Es spielt Bayern München gegen Wolfsburg und ich habe mich gefragt,
0:05:38–0:05:42
wie sehr du tatsächlich dann auch die Kölnerin dann vielleicht nochmal anders
0:05:42–0:05:46
verfolgst, auch wenn du jetzt sagst, du würdest dich nicht mehr als Fan bezeichnen.
Claudia Neumann
0:05:46–0:05:48
Du meinst die Profi-Frauen-Mannschaft des 1.
0:05:57–0:06:02
FC? Ich muss es gestehen und das tue ich wirklich nur sehr ungern, dass ich die Frauenbundesliga wirklich nur puntuell verfolge und auch nur verfolgen kann. Das würde zu weit führen,
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jetzt das komplett im Detail zu erklären, aber so, dass ich das so nah verfolge
0:06:09–0:06:12
wie du und dass ich dann auch wirklich kompetent mitreden kann,
0:06:12–0:06:14
das würde nicht stimmen.
0:06:14–0:06:18
Also ich benutze, benutze, das ist ein blödes Wort. Aber so ist es nun mal die Frauenbundesliga
0:06:18–0:06:23
so, dass ich up-to-date bin für das, was ich auch beruflich brauche.
0:06:23–0:06:26
Also das ist in erster Linie dann Nationalmannschaft. Und jetzt,
0:06:26–0:06:31
wie gesagt, das Pokalfinale für alle, die nicht ins Stadion kommen. Es läuft live im ZDF.
0:06:32–0:06:36
Da habe ich natürlich dann etliches mehr angeguckt zu dem Zeitpunkt dann und
0:06:36–0:06:39
gucke mir die beiden Mannschaften schon an. Das gehört schon zur Professionalität dazu.
0:06:39–0:06:43
Also da ist auch die Leidenschaft für den Job.
0:06:44–0:06:46
Null anders als beim Männerfußball.
Mara Pfeiffer
0:06:47–0:06:51
Es ist ja so ein bisschen dieses, wir kommen ja noch rein in diesen ganzen Bereich,
0:06:51–0:06:55
also diese Unterscheidung mit Frauenfußball und Frauen im Fußball,
0:06:55–0:06:57
die viele ja irgendwie gar nicht so sehen.
0:06:57–0:07:00
Also ich merke das bis heute, dass mir das total oft passiert,
0:07:00–0:07:03
dass Leute davon ausgehen, ich kenne mich im Frauenfußball automatisch besser
0:07:03–0:07:04
aus als im Männerfußball.
0:07:04–0:07:08
Dabei beobachte ich den Männerfußball schon viel länger als den Frauenfußball
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und so geht es ja glaube ich vielen.
0:07:10–0:07:16
Ist denn eine Problematik jetzt so in dem aktuellen, wenn man spricht über Wachstum
0:07:16–0:07:23
und so weiter, dass tatsächlich einfach die Kapazitäten, doof gesagt,
0:07:23–0:07:25
bei Leuten nicht so frei sind?
0:07:25–0:07:30
Also die kommen vielleicht da rein, die sehen so eine EM, die ja großartig war,
0:07:30–0:07:33
die sehen dann eine WM, wo dann also natürlich zwar das deutsche Abschneiden
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enttäuschend war, aber die insgesamt ja sportlich total großartig war.
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Aber oft ist man dann ja schon mit einem anderen Sport und sei es eben Fußball
0:07:43–0:07:44
der Männer so verbunden.
0:07:44–0:07:50
Man kann halt nicht am Wochenende neun Spiele in der einen Liga schauen und sechs in der anderen.
0:07:50–0:07:52
Das funktioniert ja rein zeitlich einfach nicht. Glaubst du,
0:07:53–0:07:55
dass dieses Kapazitäten-Ding da tatsächlich ein Thema ist?
Claudia Neumann
0:07:57–0:08:01
Möglicherweise ja, weil es in der Tat mittlerweile ja Live-Fußball rund um die
0:08:01–0:08:06
Uhr zu konsumieren gibt. Und das ist, also du musst dich ja irgendwann für irgendwas entscheiden.
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Ich finde das aber ganz spannend, wie du den Ansatz machst. Also es wird ja
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niemand gezwungen, schon gar nicht, aber nicht mal überredet,
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irgendwie was toll zu finden, was er gar nicht toll finden möchte.
0:08:18–0:08:23
Aber wir erleben das ja schon seit wirklich vielen Jahren und ich nenne mal
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einfach die Marke von 20 Jahren, weil so lange bin ich beim Frauenfußball dabei,
0:08:27–0:08:30
also deutlich weniger als beim Männerfußball.
0:08:30–0:08:33
Wir sind alle mit Männerfußball tatsächlich sozialisiert. Ich habe das auch
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erst alles lernen müssen und ich habe tatsächlich,
0:08:35–0:08:41
diese 2003er Weltmeisterschaft war mein erstes Zusammenkommen mit dem Frauenfußball,
0:08:41–0:08:45
da werden die gleich Weltmeister und das hat mich sowas von angefixt,
0:08:45–0:08:49
das muss ich wirklich sagen und dann habe ich aber danach erst angefangen, ich sage das immer,
0:08:49–0:08:54
Frauenfußball zu lernen, auch zu konsumieren und dann als Berichterstatterin.
0:08:55–0:09:00
Ordentlich darüber berichten zu können, weil natürlich der Reflex des Vergleichens
0:09:00–0:09:04
mit der Sehgewohnheit da ist und das ist nicht fair und das ist einfach nicht
0:09:04–0:09:10
richtig und damals war der Frauenfußball definitiv noch nicht auf dem Niveau, auf dem er heute ist.
0:09:10–0:09:14
Also man muss sich das wirklich erst aneignen. Das heißt, ich bin dann wirklich
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privat zu mehreren Frauen-Bundesliga-Spielen, Duisburg und so gegangen und habe
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mir das angeguckt und habe dann natürlich festgestellt,
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das ist auch heute noch so auf einem anderen Niveau, aber es ist heute noch
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so im Vergleich zum Männerfußball, dass die Qualitätskluft zwischen nationalem
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Fußball und internationaler Spitze noch riesig ist.
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Das ist heute, wie gesagt, auch noch so, nicht ganz so groß vielleicht mehr
0:09:38–0:09:40
und vor allen Dingen auf einem deutlich höheren Niveau.
0:09:40–0:09:44
Aber dafür gibt es eine Begründung. Das ist beim Männerfußball überhaupt nicht der Fall.
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Im Gegenteil, in der Champions League sehe ich manchmal deutlich bessere Fußballspiele
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als in der Vorrunde einer Weltmeisterschaft oder sogar Europameisterschaft.
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Das liegt natürlich daran, dass der Männerfußball aber bis in die letzte Ecke
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durchprofessionalisiert ist.
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Und auch da sind wir ganz ehrlich, die letzten 20 Jahre, was an Athletik und
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an Professionalität dazugekommen ist, hat den Fußball komplett verändert, komplett auch.
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Und so weit sind die Frauen halt noch nicht. Und dass man dann in der Spitze,
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also wirklich die besten Fußballerinnen jedes Landes.
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Mittlerweile bei Welt- und Europameisterschaften schon einen richtig tollen
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Sprung gemacht hat, das ist die Folge dessen.
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Aber das ist noch nicht die Basis im nationalen Bereich.
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Und jetzt spanne ich ganz kurz noch den Bogen, damit ich nicht zu lange rede.
0:10:33–0:10:39
Es ist tatsächlich so, dass diese internationalen Events immer schon gut angenommen
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worden sind von den Leuten.
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Da sind dann halt auch über dieses klassische Frauenfußball-Klientel,
0:10:44–0:10:46
Event-Gucker und Guckerinnen dazugekommen.
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Das Fußballspiel versteht jeder, da gibt es eine Hymne, da spielt die eine Mannschaft
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auf die Seite, die andere auf die Seite.
0:10:52–0:10:57
Das ist relativ schnell zu inhalieren und es geht um was. Und die Nationen sind
0:10:57–0:11:00
auch klar, so ein Modus ist auch klar.
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Und das ist in der Bundesliga natürlich völlig anders.
0:11:03–0:11:07
Also der Modus ist klar, aber da geht es nicht an jedem Spieltag um was.
0:11:08–0:11:11
Dann sind die Spiele auch noch verteilt über vier Spieltage mittlerweile.
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Da ist es schwieriger über das Klientel, das du ohnehin hast und das sich dann
0:11:17–0:11:23
auch irgendwann zum Stammpublikum gemausert hat, noch Menschen zu gewinnen.
0:11:23–0:11:28
Also das ist eine lange Geschichte und deswegen finde ich, muss man da das mit
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einkalkulieren und das ist kein Selbstläufer wie im Männerfußball.
Mara Pfeiffer
0:11:33–0:11:37
Annika, ich glaube, was man festhalten kann, ist mal mindestens von uns dreien
0:11:37–0:11:41
hier oben auf der Bühne, aber vermutlich von uns allen hier im Saal,
0:11:41–0:11:46
bist du diejenige, die die meisten Spiele in der Bundesliga der Frauen schaut,
0:11:46–0:11:50
nämlich alle, sofern es sich irgendwie einrichten lässt.
0:11:51–0:11:55
Jetzt neigt die Saison sich ja schon dem Ende zu.
0:11:55–0:12:00
Was würdest du denn irgendwie so ausmachen als vielleicht besonders spürbare
0:12:00–0:12:03
Veränderungen rund um die Liga in dieser Saison?
Annika Becker
0:12:05–0:12:07
Das ist eine spannende Frage.
Mara Pfeiffer
0:12:07–0:12:08
Ich gebe mir Mühe.
Annika Becker
0:12:09–0:12:13
Ich weiß. Ich würde sagen,
0:12:13–0:12:18
dass es sich ja wie eigentlich in der letzten Saison schon abzeichnet,
0:12:18–0:12:24
dass wir dieses Duo vorne haben eben mit Bayern München und Wolfsburg und dass
0:12:24–0:12:27
dann aber dieser Kampf um diesen dritten Tabellenplatz,
0:12:28–0:12:32
der berechtigt zur Qualifikation für die Champions League, sehr, sehr spannend ist.
0:12:32–0:12:36
Im Moment sind es hauptsächlich Eintracht Frankfurt und die TSG Hoffenheim und
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wenn beide unentschieden spielen, vielleicht noch die SGS Essen,
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die da halt so am ernsthaftesten drin sind.
0:12:43–0:12:50
Und dann ist es für mich aber tatsächlich so vom Leistungsgefälle her auch interessant.
0:12:50–0:12:55
Also letzte Saison hatten wir einen richtig harten Cut hinter dem vierten Platz,
0:12:55–0:12:58
meine ich war das, wo eine sehr große Punktelücke ist.
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Das zeichnet sich diesmal, meine ich, wenn ich es jetzt richtig im Kopf habe,
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nicht ganz so sehr ab, weil für einige vielleicht auch etwas überraschend Vereine
0:13:07–0:13:10
da reingestoßen sind, von denen man vorher gedacht hätte,
0:13:10–0:13:14
ach ja, komm, die spielen eher gegen den Abstieg.
0:13:14–0:13:17
Also Werder Bremen spielt eine richtig, richtig starke Saison.
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Kann man, glaube ich, auch schon, wenn man es irgendwie mit Werder hält,
0:13:21–0:13:25
sehr gespannt sein, wie es da nächste Saison weitergeht, weil sie sehr starke
0:13:25–0:13:27
Transfers machen aus meiner Sicht.
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Haben jetzt das Pech gehabt, also haben ja vom FC Köln Sharon Beck verpflichtet,
0:13:32–0:13:36
dass sie sich jetzt direkt nach der Bekanntgabe einen Kreuzbandriss zugezogen hat.
0:13:37–0:13:43
Und dann eben die SGS Essen tatsächlich, die eine auch ganz hervorragende Saison spielt.
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Und dann gibt es aber eben diesen sehr harten Cut schon.
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Wer gegen den Abstieg kämpft. Und ich finde, dass das sowas ist,
0:13:54–0:13:59
was ein bisschen ein Problem ist für die Liga, weil es halt diese zwölf Teams
0:13:59–0:14:02
ja immer noch sind, dass man eigentlich kein,
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also bisher kein so ein richtiges Mittelfeld hat, sondern es gibt halt Überlebenskampf
0:14:08–0:14:13
und dann vielleicht irgendwie zwei Plätze, wo man Mittelfeld zu sagen könnte,
0:14:13–0:14:16
die ein bisschen egal sind und dann kommt halt dieser Kampf oben drüber.
0:14:17–0:14:22
Und das Das würde ich halt dir, was du vorhin gesagt hast, dem auch so zustimmen,
0:14:22–0:14:26
dass das halt ein Problem sein kann natürlich, wenn es dann darum geht,
0:14:26–0:14:32
wie groß ist die Basis, aus der man sich Spielerinnen raussuchen kann,
0:14:32–0:14:37
die es dann mal in die Nationalelf schaffen und die, bevor sie das da reinschaffen,
0:14:37–0:14:41
schon auf einem guten Niveau irgendwo länger spielen können.
0:14:41–0:14:46
Können, selbst wenn sie nicht bei Wolfsburg, Bayern München und vielleicht Eintracht
0:14:46–0:14:50
Frankfurt spielen können, sondern noch in einem anderen Verein sind,
0:14:50–0:14:53
wo sie wissen, da bekomme ich auf jeden Fall Spielzeit.
Mara Pfeiffer
0:14:53–0:14:58
Wenn man jetzt mal schaut, was sich entwickelt hat seit der EM 2022,
0:14:59–0:15:03
dann merkt man, finde ich schon, dass es so ein bisschen so eine Sehnsucht gibt,
0:15:03–0:15:07
auch so im Bereich von Verantwortlichen, das so überzubetonen,
0:15:07–0:15:09
was an Wachstum passiert ist.
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Man hat einerseits teilweise medial diese Begrifflichkeiten von Hype und Boom,
0:15:15–0:15:18
die ich aus unterschiedlichen Gründen schwierig finde.
0:15:18–0:15:21
Nicht nur, weil man versucht, was vielleicht größer zu machen,
0:15:21–0:15:24
als es tatsächlich ist, sondern weil man aber gleichzeitig auch das,
0:15:24–0:15:29
was auf einem kleineren Niveau organisch passiert, eben wegwischt,
0:15:29–0:15:32
weil ein Hype ist halt was, was kommt und wieder geht.
0:15:32–0:15:41
Wenn man sich das aber mal anschaut, also ein ganz neuralgischer Punkt sind
0:15:41–0:15:45
da ja immer die ZuschauerInnenzahlen, weil die jetzt natürlich auf die Saison gesehen,
0:15:45–0:15:52
kann man sagen, da hat es eine Verdreifachung seit Zeitpunkt irgendwie x gegeben.
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Gleichzeitig weiß man ja aber, diese Verdreifachung würde es in den Zahlen so
0:15:58–0:16:00
nicht geben, wenn man die Highlight-Spiele nicht hätte.
0:16:00–0:16:03
Also da hat man so ein bisschen, macht man mit den Zahlen was Künstliches.
0:16:05–0:16:08
Kann man kritisieren, kann man aber auch sagen, das sieht halt schön aus.
0:16:08–0:16:12
Aber fast schwieriger finde ich den Punkt, dass man damit das organische Wachstum
0:16:12–0:16:15
ja unsichtbar macht. Weil es gibt ja auch ein echtes Wachstum,
0:16:15–0:16:18
das ist halt nur nicht so schnell, wie man es vielleicht gerne hätte.
0:16:18–0:16:22
Wie kommt man auch so in unserer journalistischen Rolle in der Betrachtungsweise
0:16:22–0:16:25
aus dieser Falle so ein bisschen raus? Was würdet ihr sagen?
Claudia Neumann
0:16:27–0:16:29
Also ich kann es gar nicht, oder ich will es jetzt in dem Moment gar nicht so
0:16:29–0:16:35
aus meiner journalistischen Rolle beschreiben, weil ich da gar nicht den Auftrag jetzt gerade habe.
0:16:36–0:16:42
Aber ich würde es gerne aus meiner Sicht mit all den Erfahrungen,
0:16:42–0:16:44
die ich gemacht habe in all den Jahren beschreiben.
0:16:44–0:16:48
Also Hype und Boom sind immer die Worte gewesen, wenn die deutsche Nationalmannschaft
0:16:48–0:16:49
von einem Turnier zurückkam.
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Und es gab eine Zeit, da kam sie immer mit dem Titel zurück,
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sowohl Weltmeister- als auch Europameister-Titel.
0:16:56–0:17:02
Und dann wollte man diesen damaligen Hype, für den Moment war es dann immer
0:17:02–0:17:05
was, weil die Einschaltquoten auch gut waren, tatsächlich auch damals schon,
0:17:05–0:17:09
wollte man immer das versuchen zu transferieren auf die Bundesliga.
0:17:09–0:17:15
Und dann wurden, es gab diesen, und das meine ich wirklich ehrfurchtsvoll und voller Respekt,
0:17:16–0:17:22
diesen nimmermüden Siggi Dietrich, der nicht mehr im Geschäft ist, der wirklich versucht,
0:17:22–0:17:26
alles versucht hat mit seiner ganzen Expertise des Marketings und da wirklich
0:17:26–0:17:34
unfassbar viel Engagement reingesteckt hat, dass es den nächsten Schritt der Entwicklung gibt.
0:17:34–0:17:38
Und er war der Chef quasi auch vom erfolgreichsten Verein damals noch,
0:17:38–0:17:40
der erste FFC Frankfurt, heute Eintracht Frankfurt.
0:17:40–0:17:44
Er wollte, dass das Geschäft boomt und dass es weitergeht.
0:17:44–0:17:47
Und hat dann immer, da haben wir dann immer spaßeshalber drauf reagiert.
0:17:48–0:17:52
Hat man immer die Zuschauerzahlen gezählt am ersten Spieltag nach WM-Titel-Nummer,
0:17:52–0:17:57
weiß der Henker was, also sagen wir mal jetzt 2007, als sie aus China zurückkamen.
0:17:57–0:18:02
Und dann wussten wir immer schon, okay, geh mal mit einer Kamera ans Kassenhäuschen,
0:18:02–0:18:05
Heute werden wieder Rekordzahlen vermeldet.
0:18:05–0:18:08
Also das war schon fast ein Running Gag, aber das hatte keine Substanz.
0:18:09–0:18:15
Ich glaube, dass die entscheidenden Kriterien, die den Unterschied jetzt ausmachen,
0:18:15–0:18:19
wirklich der enorme gesellschaftliche Wandel ist, den wir seit vier,
0:18:19–0:18:23
fünf, sechs Jahren, also durch Corona nochmal befeuert, finde ich, erleben.
0:18:23–0:18:29
Und dass viele Themen, die weiblicher werden, in unserer Gesellschaft darauf
0:18:29–0:18:36
einzahlen und dass das ein Punkt ist, der von außen immer wieder den Druck aktualisiert.
0:18:36–0:18:41
Das heißt, die, die eigentlich fördern sollten, und ich sage das wirklich völlig
0:18:41–0:18:46
wertfrei, muss sich jetzt niemand angesprochen fühlen, keine Protestschreiben
0:18:46–0:18:50
bitte, aber man kann sich nicht mehr wegducken, das wollte ich damit sagen.
0:18:50–0:18:54
Es ist einfach ein Druck da, ein gewisser Druck, dass einfach ein Tick mehr
0:18:54–0:18:58
Gerechtigkeit in diese Geschichte, also auch in den Fußball rein muss.
0:18:59–0:19:01
Das ist ein starker Faktor.
0:19:01–0:19:05
Der einfach da ist. Und die andere Tatsache ist wirklich, dass diese beiden
0:19:05–0:19:10
Turniere nach der Corona-Zeit, du hast die EM 22 angesprochen und die WM 23,
0:19:11–0:19:15
auch wenn da das deutsche Abschneiden enttäuschend war, aber wirklich gezeigt haben, wow,
0:19:15–0:19:21
das war ein richtiger Sprung, was die Qualität, was das Leistungsniveau betrifft, international.
0:19:22–0:19:26
Und das hat echt Spaß gemacht, das für uns als Journalisten zu verfolgen,
0:19:26–0:19:30
aber auch für die Zuschauer zu Hause, die das am Fernseher verfolgt haben.
0:19:30–0:19:34
Das waren tolle Spiele, wie gesagt bei der WM irgendwann ohne Deutschland,
0:19:34–0:19:38
aber man kann sich ja trotzdem des Fußballs erfreuen und dass das gezeigt hat,
0:19:38–0:19:42
wow, da entwickelt sich richtig was und das muss doch verdammt nochmal auch
0:19:42–0:19:46
möglich sein, das national auf einem gewissen Niveau zu steigern.
0:19:46–0:19:49
Dann hinzu kommt noch, und das ist ja auch euer beider Punkt,
0:19:49–0:19:56
dass die kritischen Stimmen, die es immer gegeben hat, aber die werden lauter
0:19:56–0:19:59
in Richtung des Kommerzfußballs der Männer,
0:20:00–0:20:04
dass die mittlerweile, finde ich, auch so mit Inhalt gefüllt sind,
0:20:04–0:20:06
also zumindest vernehmbar, sie waren es vorher vielleicht auch,
0:20:06–0:20:08
aber vernehmbar, Aber dass es Menschen gibt,
0:20:09–0:20:13
so habe ich die Erfahrung gemacht, die wirklich auch, und ich sage jetzt einfach
0:20:13–0:20:19
nur nochmal alternativ, vielleicht auch wirklich additiv nach einem anderen
0:20:19–0:20:21
Fußballerlebnis sich umschauen.
0:20:21–0:20:24
Zu sagen, hey, ich könnte jetzt auch mal mit der Familie...
0:20:25–0:20:29
Was Einfacheres im Bereich Fußball erleben. Also ich muss nicht im Stau stehen,
0:20:29–0:20:35
ich muss mich nicht 27 Mal abtasten lassen und kann mir das Vergnügen mit vier
0:20:35–0:20:37
Leuten vielleicht gar nicht mehr so leisten.
0:20:37–0:20:43
Aber Fußball mit der Emotion kann ich mir eigentlich auch woanders holen.
0:20:43–0:20:47
Und dass das eine große Möglichkeit für den Frauenfußball sein könnte.
0:20:47–0:20:52
Und dann muss er nicht dieses gigantische Wachstum nachweisen,
0:20:52–0:20:58
was er vielleicht im Moment noch glaubt, zu müssen und alles so schablonenhaft
0:20:58–0:20:59
dem Männerfußball nachmachen.
0:20:59–0:21:02
Ich glaube, dass da woanders eine Chance liegt gerade.
Mara Pfeiffer
0:21:03–0:21:07
Sieht man ja eigentlich auch gerade beim DFB-Pokalfinale, oder?
0:21:07–0:21:11
Ist doch ein schönes Beispiel dafür, dass man das an einem Punkt verstanden
0:21:11–0:21:13
hat, zu sagen, man muss nicht mehr damit gehen nach Berlin.
0:21:14–0:21:19
Auf der einen Seite macht man sich nicht mehr zu einer Vorveranstaltung Und
0:21:19–0:21:23
auf der anderen Seite macht man es aber auch von der Dimension her halt auf
0:21:23–0:21:26
einem anderen Niveau, was dann vielleicht besser passt.
0:21:26–0:21:31
Was sagst du denn zum Pokalfinale dieses Jahr?
0:21:32–0:21:38
Es gibt ja auf der einen Seite dieses Wolfsburger Abo auf diesem Pokal und auf
0:21:38–0:21:43
der anderen Seite, und da gibt es ja auch kritische Stimmen an dieser Fragestellung,
0:21:43–0:21:46
kommt ja die Fragestellung jetzt auf, Haben die Bayern,
0:21:46–0:21:51
die Münchnerinnen, die Chance, sowas wie eine Wachablöse im deutschen Fußball
0:21:51–0:21:53
der Frauen zumindest einzuleuten?
0:21:53–0:21:56
Also wenn man mal denkt, dass sie ja jetzt die Möglichkeit haben,
0:21:56–0:22:01
ihre Meisterinnenschaft zu verteidigen und eben auch den Pokal zu gewinnen.
0:22:01–0:22:05
Wäre das für dich ein Punkt, wo du sagst, eine Entwicklung wie die in Wolfsburg,
0:22:05–0:22:07
die muss man dann auch erstmal irgendwie hinlegen.
0:22:07–0:22:11
Aber da zeichnet sich eben schon was ab?
Annika Becker
0:22:12–0:22:17
Ja, schon. Ich weiß, dass man das in Wolfsburg nicht gerne hört und sich da
0:22:17–0:22:22
gegen dieses Wort, vor allem Wachablösung, ja auch vehement gewehrt hat in den letzten Wochen.
0:22:23–0:22:27
Aber ich finde, wenn man einfach mal sich realistisch anschaut,
0:22:27–0:22:30
was letzte Saison passiert ist, was diese Saison passiert ist,
0:22:30–0:22:34
welche Transfers im Sommer passieren werden mit dem Lena-Oberdorf-Wechsel.
0:22:35–0:22:40
Dann ist das was, das man einfach ganz realistisch erstmal so betrachten kann.
0:22:40–0:22:44
Und natürlich ist es aber nicht außerhalb aller Möglichkeiten,
0:22:45–0:22:47
dass Wolfsburg da irgendwann auch nochmal nachzieht.
0:22:47–0:22:52
Aber schwierig wird das, glaube ich, für den VfL schon,
0:22:52–0:22:58
weil so wie ich es wahrnehme, dass dann tatsächlich sehr schnell passiert,
0:22:58–0:23:04
dass da dann so die Reflexe reinkommen von, von, naja, aber das ist ja Wolfsburg
0:23:04–0:23:09
und das andere ist Bayern München und das hat irgendwie eine ganz andere Strahlkraft und so weiter.
0:23:09–0:23:16
Und das dann auch international, auch von Medien, die vielleicht noch nicht
0:23:16–0:23:20
so lange was zum Fußball der Frauen machen, sondern jetzt in den letzten zwei,
0:23:20–0:23:24
drei, vier, fünf Jahren dazu gekommen sind, dass die halt den Fußball der Frauen
0:23:24–0:23:26
sehr vom Fußball der Männer her denken,
0:23:27–0:23:31
was so diese Vereinsnamen angeht und dann sagen, ach na ja, Wolfsburg,
0:23:31–0:23:35
das mag ja sein, dass die vielleicht bei Wikipedia viele Titel stehen haben,
0:23:35–0:23:40
aber die Leute, die uns lesen in England oder Spanien oder wo auch immer,
0:23:40–0:23:43
die kennen halt vom Namen her nun mal eben den FC Bayern München.
0:23:43–0:23:51
Und dann speist das halt automatisch ein auf so gewisse Medienmechanismen,
0:23:51–0:23:56
die dann wiederum ja auch das ganze Fußballbusiness irgendwie weiter beeinflussen.
Claudia Neumann
0:23:56–0:24:00
Ich glaube aber auch, dass das Publikum auch beeinflusst. Also ich bin relativ
0:24:00–0:24:09
sicher, dass die Abrufzahlen bei den Pay-TV-Anbietern, Streaming-Anbietern bei Bayern am besten sind.
0:24:09–0:24:15
Das ist einfach der Name. Ich befürchte sogar, dass Frankfurt vor Wolfsburg noch steht.
Annika Becker
0:24:16–0:24:18
Ja, könnte ich mir auch gut vorstellen.
Mara Pfeiffer
0:24:18–0:24:24
Ist das so ein bisschen auch das Dilemma, wenn man auf die Vereine schaut?
0:24:25–0:24:29
Also weil viele Leute, die in den letzten Jahren reinstoßen,
0:24:29–0:24:35
auch so als Fans in den Fußball der Frauen, die haben mit den ehemals großen
0:24:35–0:24:38
Vereinen der Frauen ja überhaupt keine Aktien.
0:24:38–0:24:43
Die sehen dann jetzt halt, okay, die Münchnerinnen, die haben irgendwie diese Erfolge.
0:24:43–0:24:48
Die haben ja auch mit Bianca Rech eine Person, die schon auch relativ häufig
0:24:48–0:24:51
irgendwie auftritt und irgendwie sich zu Themen äußert und so.
0:24:51–0:24:54
Das heißt, da hat man dann auch jemanden, den man damit so verknüpft.
0:24:54–0:24:57
Und diese alten Geschichten mit 1.
0:24:57–0:25:01
FFC und Siggi Dietrich und aber auch, also da gibt es ja so viel zu nennen.
0:25:01–0:25:04
Denn ich finde es schon krass, dass jetzt in Bezug auf Duisburg,
0:25:04–0:25:07
die ja nun schon feststehen als Absteigerin, die Leute immer sagen,
0:25:07–0:25:12
ach, aber dieser Verein hat doch so eine große Geschichte im Fußball der Frauen, wo ich so denke, na,
0:25:12–0:25:16
also dieser Verein ja eigentlich nicht, der Standort natürlich,
0:25:16–0:25:18
aber das war ja auch ein anderer Verein.
0:25:18–0:25:23
Also ist so dieses vom Fußball der Männer dann in den Fußball der Frauen rüber
0:25:23–0:25:26
wechseln für das, was da mal gewachsen ist, auch schwierig?
Claudia Neumann
0:25:27–0:25:31
Naja, es ist ja wirklich die Frage, wen sprichst du jetzt wie an?
0:25:31–0:25:36
Nochmal, das eine geht über Marketing, über Verkauf und da ist natürlich ein
0:25:36–0:25:37
großer Verein hilfreich.
0:25:37–0:25:43
Das war übrigens damals mit den nicht großen Vereinen, also nicht Männervereinen,
0:25:43–0:25:49
wenn du erst FFC Frankfurt und Potsdam, das hat auch über eine wunderbare Marketingidee funktioniert,
0:25:49–0:25:56
nämlich die Kaufkraft aus Frankfurt gegen die Sozialisten da drüben, so ungefähr.
0:25:56–0:25:59
Das haben die ja selber gespielt.
0:25:59–0:26:05
Das hat Siggi Dietrich mit Bernd Schröder kultiviert, quasi diesen Konkurrenzkampf.
0:26:06–0:26:11
Also das hat natürlich abge... Und das hat dann auch Menschen mal ein bisschen neugierig gemacht.
0:26:11–0:26:15
Das waren immer die Duelle, die wir zum Beispiel in der Sportreportage dann gezeigt haben.
0:26:15–0:26:20
Und wenn dann Bianca, äh, Bianca sage ich schon, Tabea Kemme einen Einwurf aus
0:26:20–0:26:25
einem Meter der Kollegin Garefrekes ins Gesicht macht, dann war das ein Aufreger,
0:26:25–0:26:28
der dieses Spiel einfach geteasert hat.
0:26:28–0:26:31
Unfassbar. Aber das hat sie nicht absichtlich gemacht.
0:26:31–0:26:34
Ich habe mit ihr nochmal drüber gesprochen. Sie war damals noch jung und wild
0:26:34–0:26:37
und hat die Nerven verloren.
0:26:38–0:26:39
Aber es war wirklich, darüber hat jeder gesprochen.
0:26:40–0:26:43
Darüber hat jeder gesprochen. Das war diese Verkaufe damals.
0:26:43–0:26:48
Ich finde, dass der Frauenfußball das nicht mehr nötig hat, dass man das gar nicht braucht.
0:26:48–0:26:51
Ich finde die Idee mit diesen Highlight-Spielen insofern nicht schlecht,
0:26:51–0:26:53
um Aufmerksamkeit zu generieren.
0:26:53–0:26:57
So hat es England gemacht, die aber aus einer ganz anderen Vergangenheit kamen.
0:26:58–0:27:02
Also die hatten deutlich mehr aufzuholen, als wir in Deutschland hier eigentlich
0:27:02–0:27:04
und haben das dann aber rasant und schnell gemacht.
0:27:04–0:27:09
Also das ist schon legitim und Marketing ist ja nichts per se Schlechtes.
0:27:10–0:27:14
Aber ich würde mich jetzt dann wirklich fragen, wohin will ich mit diesem Fußball?
0:27:14–0:27:20
Und da habe ich den Eindruck, dass es da irgendwie überhaupt keine Diskussionen
0:27:20–0:27:24
derjenigen gibt, die es am Ende zu entscheiden haben, nämlich die Vereine und der Verband.
0:27:24–0:27:28
Da muss man sich irgendwann mal für irgendwas entscheiden. Und dieses...
0:27:29–0:27:34
Diese Schablone vom großen Männerfußball bleibt es dann halt auch immer.
Mara Pfeiffer
0:27:35–0:27:41
Ja, wobei da, finde ich, schon auch der Eindruck entsteht, es sind halt unterschiedliche
0:27:41–0:27:46
Wünsche da und es funktioniert irgendwie nicht so,
0:27:46–0:27:51
sich auf einen Nenner zu bringen gemeinsam. Gemeinsam.
0:27:51–0:27:56
Annika, du lächelst schon da drüben. Ich habe jetzt hier die ganze Zeit Fragen gestellt.
0:27:56–0:28:00
Möchtest du mal eine Frage stellen, bevor ich hier am Ende wieder alle an die Wand babbel?
0:28:00–0:28:07
Du hast natürlich eine harte Nummer hier heute, weil die Annika schaut ja,
0:28:07–0:28:11
wenn wir gepodcastet haben, hat die so ein Tool, ist ein bisschen gemein,
0:28:11–0:28:14
wo sie dann guckt, wie viel Prozent Rede anzeit.
0:28:14–0:28:18
Weißt du, im Fußball hast du irgendwie den Ballbesitz und bei uns ist irgendwie
0:28:18–0:28:20
so quasi der Mikrobesitz.
0:28:20–0:28:24
Und immer, selbst wenn ich mir vor der Sendung vornehme, du redest heute nicht
0:28:24–0:28:27
so viel, du fasst dich heute kurz, du lässt die Annika heute mehr zu Wort kommen,
0:28:28–0:28:33
schreibt mir die Annika dann hinterher trotzdem immer, also du hattest wieder 63 Prozent Redeanteil.
0:28:33–0:28:36
Und da habe ich den Kackspecht schon, da habe ich das Intro irgendwie schon
0:28:36–0:28:41
mit abgezogen und ich denke so, nein. Und du bist ja, und das kann ich sagen.
Claudia Neumann
0:28:41–0:28:43
Die Frage ist, gewinnst du wenigstens die Zweikampfwerte?
Annika Becker
0:28:45–0:28:49
Naja, das müssen wir dann am Ende feststellen, wer hier die Zweikampfwertung gewinnt.
0:28:49–0:28:52
Aber ich möchte festhalten, ich gucke das nicht absichtlich nach,
0:28:52–0:28:54
sondern das wird mir automatisch ausgespielt, wenn ich den Schnitt fertig habe.
Mara Pfeiffer
0:28:55–0:28:58
Jaja, natürlich. Aber was ich ja eigentlich nur noch ergänzen
0:28:58–0:29:03
wollte, ist, du bist ja auch bekennend eine Person, die eher irgendwie keinen
0:29:03–0:29:05
Punkt und keinen Komma setzt.
0:29:05–0:29:08
Ich habe irgendwie die Tage nochmal alte Podcasts und Aufnahmen auch mit dir
0:29:08–0:29:11
angehört, wo du auch irgendwie so alle halbe Stunde sagst, aber jetzt habe ich
0:29:11–0:29:14
wieder sehr viel geredet. Also das haben wir glaube ich gemeinsam.
0:29:14–0:29:18
Was ich eigentlich nur sagen wollte ist, du musst dich dann quasi durchsetzen,
0:29:18–0:29:23
wenn du eine Frage stellen möchtest oder ich nehme dich jetzt irgendwie quasi
0:29:23–0:29:28
dran und sage, möchtest du vielleicht mal eine Überleitung machen in unser nächstes Thema?
Annika Becker
0:29:29–0:29:34
Ich würde vielleicht eine Sache noch aufgreifen, weil mich mal interessiert, wie ihr beide das seht.
Mara Pfeiffer
0:29:35–0:29:38
Du darfst doch jetzt mir keine Frage stellen, dann versaust du die Werte.
Annika Becker
0:29:38–0:29:42
Aber du wolltest ja, dass ich eine Frage stelle, also tue ich jetzt genau das.
0:29:43–0:29:49
Weil mein Eindruck ist und was ich auch viel von etwas jüngeren Menschen so
0:29:49–0:29:53
höre, dass sie sagen, eigentlich bin ich gar nicht Fan von einem bestimmten Verein.
0:29:53–0:29:58
Ich bin Fan von der Spielerin und der Spielerin und dem Spieler und dem
0:29:58–0:30:05
Spieler und der Spielerin und wenn die dann wechseln, dann wechseln sie im Prinzip auch so ihre, ja,
0:30:05–0:30:08
Fanschaft, ist die Frage, ob man als Traditionalistin sagen würde,
0:30:09–0:30:11
dass es dann Fanschaft von einem Verein ist.
0:30:12–0:30:17
Also ich werte das jetzt mal gar nicht, aber wie seht ihr das oder wie bekommt ihr das mit?
Claudia Neumann
0:30:18–0:30:23
Ich höre da jetzt zum ersten Mal von, aber es wundert mich natürlich überhaupt
0:30:23–0:30:26
Weil auch das 1 zu 1 des Männerfußballs ist.
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Ich glaube, die Kids von heute, die ja so medial zugeschüttet werden mit allen
0:30:33–0:30:37
möglichen Dingen und du kannst ja heute alles gucken, wirklich alles gucken und alles sehen.
0:30:37–0:30:44
Die sind ja so up to date, was den kompletten, ich will schon fast sagen Weltfußball
0:30:44–0:30:45
betrifft, den Europäischen auf jeden Fall.
0:30:46–0:30:47
Also die beschränken sich ja
0:30:47–0:30:51
nicht mehr hier auf die Bundesliga und die finden wirklich Spieler toll.
Annika Becker
0:30:52–0:30:56
Aber auch gar nicht nur bei den Männern, also bei den Frauen stelle ich es auch sehr stark fest.
Claudia Neumann
0:30:56–0:31:00
Na, wenn du das jetzt gerade sagst, damit habe ich mich überhaupt nicht beschäftigt,
0:31:00–0:31:03
aber dann ist das das gleiche Phänomen, tatsächlich.
0:31:03–0:31:07
Und das hat natürlich auch mit den Social-Media-Aktivitäten zu tun.
0:31:08–0:31:14
Da kannst du natürlich eine Fanbindung schaffen. Aber wie extrem das ist,
0:31:15–0:31:18
das habe ich neulich, glaube ich, irgendwann mal erzählt.
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Ich habe mal eine Bahnfahrt gemacht zum Spiel der Bayern-Männer gegen Dortmund
0:31:23–0:31:28
damals sogar und das war so richtig voll und dann sitze ich da zwei Kids gegenüber,
0:31:28–0:31:31
die gleichzeitig dann auf ihrem Handy,
0:31:32–0:31:33
englische Premier League gucken.
0:31:33–0:31:37
Ich glaube, da spielte City gegen Chelsea oder sowas. Die kannten jeden Spieler.
0:31:37–0:31:38
Die kannten jeden Spieler.
0:31:40–0:31:43
Die können heute alles konsumieren und dann hatten sie auch ihre Lieblingsspieler,
0:31:43–0:31:45
der eine Haaland und der andere, ich weiß es nicht mehr.
0:31:47–0:31:54
Und die sind also deutlich präsenter in all den persönlichen Geschichten,
0:31:54–0:31:56
als das meine Generation je war.
Mara Pfeiffer
0:31:57–0:32:02
Aber das liegt ja eben wirklich daran, wie man eben auf Informationen zugreifen kann.
0:32:02–0:32:05
Aber Annika, ich meine, du kennst mich ja ein bisschen und du kannst dir ja
0:32:05–0:32:08
sicherlich denken, dass das für mich überhaupt nicht funktioniert.
0:32:08–0:32:11
Also kann schon sein, dass das irgendwie die Kids heute so machen und dann,
0:32:11–0:32:13
wer wäre ich denen das zu verbieten?
0:32:14–0:32:18
Also wenn das irgendwie ihr Ding ist, Spielerinnen oder Spielern nachzugehen.
0:32:18–0:32:25
Von mir aus, aus meiner persönlichen Warte, sowohl geografisch als auch biografisch,
0:32:25–0:32:29
kann ich nur sagen, der einzigen Person, der man von Verein zu Verein folgt,
0:32:29–0:32:31
ist Jürgen Klopp. Und dann hört es aber auch auf.
Annika Becker
0:32:33–0:32:39
Was eine wunderbare Überleitung ist dazu. Du hattest es ja vorhin auch schon etwas angeteasert.
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Wir haben uns so etwas provokant die Frage gestellt, also uns selbst,
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aber ich stelle sie jetzt dann dir mal oder so in die Runde.
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Wir sprechen jetzt hier die ganze Zeit vom Fußball der Frauen.
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Muss es automatisch so sein, dass man als Frau im Fußball über den Fußball der Frauen redet?
0:32:56–0:33:00
Dürfen wir über den Männerfußball reden? Es ist sehr, sehr platt.
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Die Antwort ist natürlich eigentlich, na klar, dürfen wir das.
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Aber wir wollten ja mal so ein bisschen darüber sprechen, wie,
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also dass es ja bei beiden schwierig sein kann, Zugänge zu finden Und vielleicht
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aber bei beiden auf unterschiedliche Art auch. Oder wie würdest du das sehen?
Claudia Neumann
0:33:21–0:33:25
Also wenn wir jetzt über Frauen im Fußball sprechen, müssen wir es erstmal aus
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unserer Branche mal lösen.
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Das ist ein Thema auch, aber müssen wir mal lösen.
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Die Thematik ist auch in den letzten Jahren im Zuge des gesellschaftlichen Wandels
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sehr extrem präsent geworden.
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Überfällig aus meiner Sicht auch. Dann reden wir über, warum sind in den Vereinen,
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in den Verbänden so wenig Frauen in entscheidenden Positionen,
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in Führungspositionen.
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Warum sind viel zu wenig Frauen, die mit über die Geschicke der Vereine,
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über die Zukunft der Verbände und so weiter mitentscheiden?
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Und ich hatte da tatsächlich in der Corona-Zeit, hatten wir ja Zeit,
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als der Ball nicht rollte, mal so eine Doku gemacht und habe mich erinnert an Katja Kraus,
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die ich damals kennengelernt habe als Vorständin beim HSV und wollte mal wirklich
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wissen, wie sich das entwickelt hat.
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Weil man hinter den Kulissen ja, wenn man permanent im Stadion ist,
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auch nicht so häufig blickt. Dann habe ich das alles recherchiert und bin fast
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umgefallen, dass sich nichts entwickelt hatte in dieser Zeit.
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Also das waren 15 Jahre, hat sich gar nichts entwickelt.
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Der Prozentsatz der Frauen in Vereinen, in Verbänden, in allen Positionen ist
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im marginalen, einstelligen Prozentbereich gewesen. Und dann stellten wir uns
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alle die Frage, warum eigentlich, woran liegt das?
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Und jetzt gebe ich den Staffelstab an euch beide Expertinnen gleich wieder über.
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Ich habe dann, wie gesagt, mit Menschen darüber gesprochen, Interviews gemacht
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und war erschrocken über die Mechanismen, die sich daraus offensichtlich entwickelt haben,
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die ich auch nie richtig durchblickt habe, weil ich mir nicht die Mühe gemacht
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hatte, damals mit den Themen mich auseinanderzusetzen.
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Und dann hat sich wirklich herausgestellt, und das war dann im Jahr 2020, 2021,
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dass es wirklich auch noch so gewollt ist,
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dass die Mechanismen so sind, dass es so gut wie unmöglich war für Frauen in
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gewissen Bereichen, selbst wenn sie nachgewiesene Kompetenzen in ihren Bereichen hatten,
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der Schritt nach ganz oben fast unerlässlich.
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Blockiert war und dem sich hinzugeben und dem eine Stimme mitzugeben und sich
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dafür einzusetzen, dass das sich verändert,
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das ist ganz wichtig und das tun viele, viele tolle Leute in ganz tollen Institutionen
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mittlerweile und man muss es, glaube ich, nur immer wieder erklären,
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weil es viele Menschen noch nicht begreifen, dass es da wirklich große Kompetenzen
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gibt, denen die Tür verschlossen geblieben ist bislang.
Mara Pfeiffer
0:35:56–0:36:03
Ihr habt damals "Fußball kann mehr" gegründet und was ich ganz spannend fand von
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Anfang an daran eigentlich war,
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dass auch bei den neun Frauen, die da ursprünglich drin waren,
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eine totale gesellschaftliche Bandbreite eben abgebildet war.
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Also man hat eben zum einen Leute gehabt, die in bestimmten Bereichen auch in
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Führung unterwegs sind.
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Man hat, was auch total wichtig ist, weil es eben auch immer um MultiplikatorInnen
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geht, eben auch JournalistInnen darin gehabt.
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Man hat aber eben auch Fans gehabt und ehemalige SpielerInnen.
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Das heißt, von Anfang an eigentlich ein Verständnis dafür, dass es ein Thema
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ist, was gesellschaftlich ganz breit ist und was man natürlich eben dann auch
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da an der Stelle im Fußball anpackt.
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Und ich finde auch, dass es wichtig ist, diese verschiedenen Ebenen immer wieder
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zu zeigen, weil in diesen verschiedenen
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Bereichen haben Frauen ja ganz unterschiedliche Schwierigkeiten.
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Also es fängt ja tatsächlich im Bereich Fans an, dass man zum einen ein Problemfeld
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hat wie Sexismus, was im Stadion einfach Fakt ist. Und dieser Sexismus….
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Nimmt ja aber total unterschiedliche Formen wiederum an.
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Also wenn man zum Beispiel auch in so eine Fanszene reinguckt,
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wo weibliche Ultras sagen, ich kann eigentlich vielleicht auch gar nicht irgendwie
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die Themen im Bereich Ultra für mich so in Anspruch nehmen, wie es irgendwie für die Jungs ist.
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Da geht es ja noch nicht mal um Kompetenz. Also das ist klar,
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da geht es vielleicht um so ein Denken von Kompetenz, dass man sagt,
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ich überspitze jetzt mal, die Frauen schmieren irgendwie die Schnittchen und
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die Jungs gehen sich prügeln und dann sagen halt aber vielleicht von den Frauen
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welche im Ultra-Bereich, ich möchte mich auch prügeln.
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Kann man jetzt von außen drauf schauen und sagen, ist das irgendwie eine gesellschaftliche
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Entwicklung, wenn Frauen sich auch prügeln, aber ich meine erstmal geht es ja
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um eine Wahlfreiheit immer, ja, in allen Bereichen. Wenn man in den journalistischen
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Bereich reinschaut, fand ich es total spannend.
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Du hast mal gesagt, dass das für dich diese Thematik, als du angefangen hast
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im Fußball, so nicht gab.
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Und das eins, was du jetzt so im Rückblick irgendwie betrachtest,
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war, dass damals unheimlich viel entstanden ist.
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Also, dass so dieses Ganze, wie über Fußball berichtet wird und die ganzen Produktionsfirmen,
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die angefangen haben, die Spiele eben abzudecken, was ja vorher so einfach gar
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nicht da war, weil man nur so Highlight-Spiele hatte und sowas.
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Glaubst du, dass es da jetzt mal, das ist vielleicht ein komisches Wort,
0:38:31–0:38:35
aber dass auch so der Verteilungskampf, der vielleicht heute irgendwie auch
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in dem Journalismus da ist, damals einfach nicht so eine Rolle gespielt hat,
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sondern wer Bock hatte, war halt da und hat mitgemacht?
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Oder was glaubst du, was da so der Grund für deine eigene Geschichte ist?
Claudia Neumann
0:38:45–0:38:50
Also es war tatsächlich, ich nenne das immer gerne die Aufbruchstimmungszeit,
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die Hochzeit Anfang der 90er.
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Also wir kamen aus den 80ern, das war eine düstere Fußballzeit.
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Die Stadien waren nicht voll, es gab überall die Hooligan-Problematik, auch hier in Köln.
0:39:02–0:39:06
Das war keine gute Zeit. Und dann begann eben, damals hieß es noch Premiere,
0:39:07–0:39:11
Sky und dann eben "ran", Sat 1 Fußball.
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Vorher war schon RTL, "Der Anpfiff", aber das war noch keine wirkliche Erfolgsgeschichte,
0:39:16–0:39:20
begannen dann den Fußball anders darzustellen und plötzlich,
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also das war wirklich ein Meilenstein im Prinzip auch für die Entwicklung dieser
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Bundesliga, das muss man sagen.
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Das war erstmal alles bunter und boulevardesker, das hatte sicherlich eine Haltbarkeit,
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eine beschränkte auf jeden Fall in dieser Art, aber das hat den Fußball plötzlich
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in eine ganz andere gesellschaftliche Rolle auch getrieben.
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Man hat den anders konsumiert und man konnte vor allen Dingen viel, viel mehr konsumieren.
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Das wurde dann richtig so langsam flächendeckend und das war so eine Hochzeit
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des Sportjournalismus, weil der Fußball so eine Riesenrolle einnahm,
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die er vorher ja gar nicht in dieser Form hatte.
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Live-Spiele waren ganz früher Feiertage, das gab es ganz selten und das war so die Phase,
0:40:02–0:40:06
wo plötzlich ganz viele junge Leute hier gerade aus Köln, Sporthochschule,
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die mussten nur die Straße überqueren, Aachener Straße dann waren sie schon
0:40:10–0:40:14
bei RTL die diesen Beruf ergreifen wollten, weil.
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Plötzlich deutlich mehr gebraucht wurden. Vorher waren es die beiden öffentlich-rechtlichen
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Anstalten und dann plötzlich gab es die Privatfernsehsender,
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die auch in der sportlichen journalistischen Berichterstattung Meilensteine
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hingelegt haben und den Fußball quasi für sich entdeckt haben auch.
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Und von daher wurden da junge Leute gebraucht und das waren die erste andere
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Herangehensweise, glaube ich, als die Generation davor,
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die beim Öffentlich-Rechtlichen so als Sportreporter arbeiteten und ich habe
0:40:46–0:40:50
das tatsächlich nie als ein Thema wahrgenommen.
0:40:50–0:40:55
Ich war das einzige Mädel da in dieser ganzen riesigen Truppe von Jungs,
0:40:55–0:41:02
die sich dann da Hoffnung gemacht hatten, da irgendwo in die Redaktion mit reinzukommen und das war,
0:41:02–0:41:05
ich muss es immer wieder auch heute noch so sagen, eher ein Vorteil,
0:41:05–0:41:08
dass ich eine Frau war, weil die sagten alle, ach guck mal, die versteht ja
0:41:08–0:41:09
genauso viel wie die Jungs davon,
0:41:09–0:41:12
dann nehmen wir die auch und so was und dann nehmen wir die erst recht.
0:41:12–0:41:15
Dann haben wir auch einen Mädel dabei. So wurde damals gesprochen, tatsächlich.
0:41:16–0:41:20
Und von daher war das überhaupt kein Thema damals, also jedenfalls nicht meins.
0:41:20–0:41:25
Und es war auch keins. Es fing dann irgendwann an mit den Moderatorinnen.
0:41:25–0:41:32
Also so eine Dekade danach, nach der Geschichte Carmen Thomas im ZDF-Sportstudio,
0:41:32–0:41:37
kam dann bei uns bei "ran" Gaby Papenburg, die eine Fußballsendung moderiert hat
0:41:37–0:41:42
und das waren dann so ein bisschen die medialen Themen, kann eine Frau das und so weiter.
0:41:42–0:41:48
Und das hat sich dann mehr auf diese Schiene kapriziert, was mir sehr recht
0:41:48–0:41:51
war im Übrigen, weil ich es ja überhaupt nicht so empfunden habe.
0:41:51–0:41:53
Das kam erst deutlich später dann danach.
0:41:53–0:41:57
Aber es war so eine Selbstverständlichkeit und zum Thema geworden ist es.
0:41:58–0:41:59
Wirklich deutlich später.
Mara Pfeiffer
0:42:00–0:42:03
Hast du dich mal so einen Punkt, wo du dich so umgeguckt hast und gedacht hast,
0:42:03–0:42:05
warum bin ich eigentlich das einzige Mädel?
Claudia Neumann
0:42:06–0:42:08
Naja, ich habe mich irgendwie daran erinnert, ich war auch die Einzige auf dem
0:42:08–0:42:10
Bolzplatz, die mit den Jungs Fußball gespielt hat.
0:42:10–0:42:13
Ich komme aus einer Generation, da war das halt noch sehr selten.
0:42:13–0:42:17
Heute kann jedes Mädchen sich in einem Fußballverein anmelden und spielt Fußball
0:42:17–0:42:20
und das ist sehr selbstverständlich, glücklicherweise.
0:42:20–0:42:23
Damals weiß ich gar nicht, also ich hätte gar nicht gewusst,
0:42:23–0:42:25
wo ich mich hätte anmelden sollen, bei welchem Verein.
0:42:25–0:42:28
Also bin ich einfach mit den Jungs auf dem Bolzplatz, wir haben Fußball gespielt.
0:42:28–0:42:32
Das war auf dem Dorf natürlich relativ einfach, weil jeder kannte jeden dann
0:42:32–0:42:35
und dann war das auch nichts Exotisches mehr.
0:42:35–0:42:37
Die Claudi spielt halt auch mit, so einfach ist das.
0:42:38–0:42:43
Und wenn es dann auch keine großen Unterschiede gab in der Anzahl des Tore schießen,
0:42:43–0:42:47
dann war das ein klassisches kindliches, unausgesprochenes Gesetz.
0:42:47–0:42:48
Es hat von alleine funktioniert.
Mara Pfeiffer
0:42:49–0:42:52
Ich stelle mir jetzt die kleine Claudi vor, die da mit den Jungs irgendwie rumrennt.
0:42:53–0:42:57
Aber Annika, was ich mal noch fragen wollte, wir haben das natürlich als Thematik
0:42:57–0:42:58
im Podcast ja irgendwie häufiger.
0:42:58–0:43:02
Also das Lustige ist zum einen diese Geschichte, die wir schon so ein bisschen
0:43:02–0:43:05
abgehakt haben, dass es uns auf jeden Fall schon passiert ist,
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dass Leute halt kommen und erstmal denken, wir kennen uns automatisch im Fußball
0:43:08–0:43:10
der Frauen besser aus als im Fußball der Männer.
0:43:10–0:43:13
Einfach nur, was wir Frauen sind, haben wir festgestellt, ist natürlich Quark.
0:43:14–0:43:18
Auf der anderen Seite, wenn man dann über Frauen im Fußball spricht, ist es ja schon so,
0:43:19–0:43:24
dass Frauen im Fußball der Männer eine bestimmte Kompetenz einbringen können
0:43:24–0:43:28
und es da ja aber schon auch ganz intensiv darum geht,
0:43:28–0:43:35
so in Richtung Quotierung und so zu schauen, einfach im Blick auf diesen gesellschaftlichen Wandel.
0:43:35–0:43:42
Im Fußball der Frauen aber wiederum hat eine Frau im Fußball ja nochmal eine
0:43:42–0:43:45
zusätzliche Funktion, weil sie vielleicht auch Kompetenzen einbringt,
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die ein Mann, der im Fußball der Männer unterwegs war, so nicht hat,
0:43:48–0:43:52
weil er sich mit Themen wie zyklusbasiertes Training, warum passieren diese
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ganzen Kreuzbandrisse und so weiter, vielleicht weniger intensiv auseinandergesetzt hat.
0:43:56–0:43:59
Wo siehst du da Unterschiede und Chancen?
Annika Becker
0:44:02–0:44:08
Ich finde es ein sehr komplexes und schwieriges Thema, also vor allem auch deshalb,
0:44:09–0:44:14
weil so mein Eindruck ist, dass es trotzdem auch im Fußball der Frauen so ist,
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dass auch da Frauen das durchaus schwierig haben,
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in Führungspositionen zu kommen.
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Also es gibt natürlich da welche, die schon sehr, sehr lange dabei sind,
0:44:24–0:44:27
wie jetzt zum Beispiel eine Birgit Bauer-Schick oder so.
0:44:27–0:44:31
Aber ich glaube, so diese Generationen danach,
0:44:31–0:44:35
also halt das entsprechende Studium, die entsprechende Ausbildung oder was auch
0:44:35–0:44:40
immer zu haben und dann eine Führungsposition im Verein zu haben oder sei es
0:44:40–0:44:45
auch Trainerin zu werden auf einem sehr hohen Niveau und dann auch tatsächlich
0:44:45–0:44:47
die Gelegenheiten zu bekommen,
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ist ja auch da schon sehr, sehr schwierig.
0:44:49–0:44:56
Also es ist nicht umsonst so, dass viele deutsche Trainerinnen eigentlich häufig
0:44:56–0:44:59
ihre erste Cheftrainerinnenstation gar nicht in Deutschland bekommen.
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Die gehen in die Schweiz und wenn sie in der Schweiz gut sind,
0:45:03–0:45:04
kommen sie nach ein paar Jahren wieder.
0:45:05–0:45:11
Wieder so oder haben dann halt hier in der Liga ganz lange ja so Co-Trainerinnen-Posten,
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was jetzt ja auch, also was auch gut ist natürlich, aber es ist halt nicht dieses
0:45:16–0:45:19
gleiche Vertrauen da wie zu einem Mann, zu dem man schneller sagt.
0:45:20–0:45:26
Ah ja, du hast bis jetzt nur, in Anführungsstrichen "nur" irgendwo 3. Liga
0:45:26–0:45:31
bei den Männern trainiert, dann kannst du ja locker auch hier unsere erste Bundesligamannschaft
0:45:31–0:45:33
bei den Frauen übernehmen.
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Also das gibt es relativ selten.
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Und klar, wie du halt sagst, es gibt dann nochmal vielleicht andere Erfahrungswerte,
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die man irgendwie mit einbringen könnte oder von denen man sich wünscht,
0:45:49–0:45:50
dass sie dann eingebracht würden.
0:45:51–0:45:58
Und ja, das ist, glaube ich, was, wo einfach generell so dieses Thema Diversität,
0:45:58–0:46:02
also wir reden jetzt halt hier sehr binär von Mann, Frau, aber das muss es ja
0:46:02–0:46:06
auch nicht sein, Nein, aber wo einfach der Fußball sehr viel zu tun hat insgesamt
0:46:06–0:46:10
noch, egal ob man jetzt über den Männerfußball oder den Frauenfußball spricht.
Mara Pfeiffer
0:46:11–0:46:17
Was glaubst du denn, Claudia, warum die Leute sich gegen solche Themen wie eine
0:46:17–0:46:19
Quote so krass zuwehr setzen?
0:46:19–0:46:25
Also weil, wenn man es mal, unsere liebe Kollegin Petra Tavarelli hat gerade
0:46:25–0:46:28
die Woche eine wunderschöne Kolumne geschrieben, in der sie die Frage gestellt
0:46:28–0:46:31
hat, warum führen wir nicht einfach eine Kompetenzquote ein,
0:46:31–0:46:34
statt eine irgendwie Genderquote,
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weil die Leute schauen ja auf dieses Thema und gehen dann davon aus,
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in dem Moment, wo es eine Quote gibt, kriegen plötzlich schlechte Frauen statt guter Männer einen Job.
0:46:45–0:46:50
Dabei muss man ja sagen, so wie gerade im Fußball viele Dinge aktuell laufen,
0:46:50–0:46:54
hat man ja eigentlich eine unausgesprochene Männerquote und die liegt bei 100 Prozent.
Claudia Neumann
0:46:55–0:46:58
Ich glaube, dass die wenigsten Leute sich wirklich mit der Thematik richtig
0:46:58–0:47:00
auseinandersetzen und ich spreche da auch aus Erfahrung.
0:47:01–0:47:08
Ich bin auch quasi reingefallen auf diesen Anfängerfehler, dass ich immer,
0:47:08–0:47:11
wenn ich gefragt wurde, bist du für die Quote, gesagt habe, nein,
0:47:11–0:47:16
das muss ich von alleine regeln, das muss nach Kompetenz gehen.
0:47:16–0:47:22
Weil die Quote zunächst, also die muss wirklich mal enttabuisiert werden, entstigmatisiert.
0:47:22–0:47:29
Diese Begrifflichkeit ist so negativ behaftet, weil sie wirklich in die falsche Richtung führt.
0:47:29–0:47:36
Sie führt in die Irre, man glaubt immer, Quote ist eine Zwangsauferlegung,
0:47:36–0:47:45
die komplett konträr gegen eine natürliche Entwicklung agiert und die dann in der Tat zulässt,
0:47:45–0:47:49
dass weniger Kompetenz quasi irgendwo zum Vorschein kommt.
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Das ist Quatsch. Die Quote ist im Prinzip, sie muss was ausgleichen,
0:47:54–0:47:56
um genau das, was ich vorhin schon gesagt habe,
0:47:56–0:48:04
Zugänge, die sich über Jahrzehnte zementiert haben, die die Wege quasi für einige
0:48:04–0:48:08
verschließen, weil es einfach im Sport….
0:48:09–0:48:16
Ja, so verschlüsselte Zugänge gibt, die anders nicht zu erreichen sind.
0:48:16–0:48:21
Und da fragt eben niemand nach dem Kompetenzquantum dann, sondern das wird dann
0:48:21–0:48:28
so gemacht und das war halt über Jahrzehnte gang und gäbe, das hat mit unserer Sozialisierung zu tun,
0:48:28–0:48:33
mit den tradierten Geschlechterrollen, das war nun mal so, dass ich dann lieber
0:48:33–0:48:35
meinem Kumpel X den Job gebe,
0:48:36–0:48:38
von dem ich ja weiß, was er kann und was er vielleicht auch nicht kann,
0:48:38–0:48:42
als dass ich es offen zum Wettbewerb mache.
0:48:43–0:48:46
Und ich finde, man kann das auch mal ganz anders sehen.
0:48:46–0:48:51
Also einfach mal diese Kompetenzdiskussion weglassen tatsächlich und sagen,
0:48:51–0:48:57
lasst es uns doch als Unternehmen, als Verein, als Verband zu einer Challenge machen.
0:48:57–0:49:02
Zu einer Challenge, dass wir sagen, wir wollen tatsächlich selber mehr Diversität
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haben, weil wir glauben, dass es auch auf Dauer zu mehr Leistungsschub führt,
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zu einer größeren Qualität führt.
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Und wir setzen uns selbst so ein paar Ziele, so richtig sportlich kann man es ja mal sehen.
0:49:14–0:49:18
Ich glaube, dann kriegst du so ein bisschen einen anderen Charakter rein.
0:49:18–0:49:23
Aber diese Denke, wir geben eine Quote vor und das heißt, okay,
0:49:23–0:49:26
wir können die Kompetenz, die wir eigentlich haben wollen, gar nicht erreichen,
0:49:26–0:49:30
weil wir werden ja gezwungen, irgendjemanden zu nehmen, den wir eigentlich gar nicht wollen.
0:49:30–0:49:33
Das ist ein Fehlglaube, das ist ein absoluter Fehlglaube. Man muss sich einfach
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nur mit den Dingen mal richtig auseinandersetzen und vielleicht einfach mal
0:49:37–0:49:41
so diese Schere im Kopf verlieren. Ich glaube, dann versteht man es schon.
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Also ich sehe es mittlerweile aus einer komplett anderen Perspektive und sehe aber auch,
0:49:47–0:49:54
und das gehört auch zur Wahrheit, dass wenn man die Dinge nicht mit viel Kreativität,
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mit viel Überzeugung und Ausdauer angeht, dass man dann auch,
0:50:01–0:50:04
um irgendwas auszugleichen, Fehler macht.
0:50:04–0:50:10
Das passiert auch, auch in Führungsetagen von Unternehmen, dann passieren auch da Fehler.
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Also man muss schon sich sehr genau
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überlegen, wie kann ich es besser ausgleichen und ich muss es wollen.
Mara Pfeiffer
0:50:17–0:50:21
Ich finde es ja spannend. Du bist ja unser Küken, Annika. Und du bist ja viel
0:50:21–0:50:25
früher als wir zu Themen gekommen, kann man ja mal so festhalten.
0:50:25–0:50:31
Also du hast dir Themen zu einem früheren Zeitpunkt auf jeden Fall in diesem
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Feld erarbeitet. Ich habe sie mir später erarbeitet.
0:50:35–0:50:38
Du hast sie dir auch noch später erarbeitet, darf man sagen.
0:50:38–0:50:42
Aber geht es dir nicht auch so, Claudia, wenn man doch an sich selber sieht,
0:50:43–0:50:47
dass man in der Lage war, Dinge zu begreifen und auch für sich selber irgendwie
0:50:47–0:50:51
aufzuarbeiten, dass es dann manchmal auch wirklich einfach richtig stinkt,
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dass Leute sich dem so verweigern?
0:50:53–0:50:55
Und dich muss es ja erst recht irgendwie kirre machen.
Annika Becker
0:50:57–0:51:00
Ja, also wobei ich jetzt auch mal festhalten muss, dass also A,
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bin ich dann irgendwie qua Generation in einer anderen Gesellschaft aufgewachsen und B,
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habe ich halt auch Leute, denen ich da sehr viel zu verdanken habe,
0:51:07–0:51:12
weil ich bin ja auch nicht so auf die Welt gekommen mit irgendwelchen Meinungen
0:51:12–0:51:15
oder Erkenntnissen, die ich vielleicht jetzt habe und die sich hoffentlich,
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weil ich ein großer Fan davon bin, ich mag diesen Satz nicht,
0:51:19–0:51:22
bleib immer so wie du bist, auch noch ändern werden im Laufe des Lebens.
0:51:22–0:51:28
Aber also eine Freundin von mir, Teresa, weiß ich, liebe Grüße an der Stelle,
0:51:28–0:51:32
war für mich sehr, sehr wichtig zum Beispiel, was diese ganzen …,
0:51:35–0:51:38
Gleichstellung, Feminismus, Sexismus, was bedeutet das eigentlich?
0:51:38–0:51:42
Oder wie du eben so schön beschrieben hast, du hast erst gedacht,
0:51:42–0:51:46
naja, Quote, das ist ja dann nicht was Gutes und dann kommt man aber durch Gespräche
0:51:46–0:51:48
mit solchen Personen irgendwann an einen Punkt und merkt so,
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es ist ja eigentlich gar nicht so schlecht.
0:51:53–0:51:56
Und dann dreht sich so ein Rädchen in das andere.
0:51:56–0:51:59
Und diese Prozesse hatte ich halt auch und vielleicht hatte ich die dann an
0:51:59–0:52:03
manchen Punkten früher als ihr, aber ich bin sicher, In meinem Leben wird irgendwas kommen,
0:52:04–0:52:07
wo ich dann so bin, wie ihr in einem gewissen Alter wart, wo ich dann halt auch
0:52:07–0:52:11
diese Wege gehen muss mit der Generation, die dann halt wieder danach kommt,
0:52:11–0:52:12
weil das einfach normal ist.
Claudia Neumann
0:52:12–0:52:17
Und hinzu kommt ja, das ist ja das gleiche Phänomen, dass man glaube ich,
0:52:17–0:52:20
oder ich jedenfalls, so vor 10, 15 Jahren auch noch gesagt hätte,
0:52:20–0:52:24
nee, das ist meine Meinung und dazu stehe ich auch, weil es bleibt ja dabei,
0:52:24–0:52:26
wenn man dazu steht, dann ist man konsequent,
0:52:26–0:52:30
nein, nein, nein, das Leben ist so bewegt, es ist so bewegt.
0:52:30–0:52:36
Man erkennt so viele neue Dinge und Erkenntnisgewinn kann auch zu veränderter
0:52:36–0:52:42
Haltung beitragen und das ist keine Schwäche, das ist eine Stärke, wenn man es zulässt.
0:52:42–0:52:46
Und ich merke das an den Diskussionen mit sehr befreundeten Kollegen,
0:52:46–0:52:54
wenn ich über die aktuellen Themen, die der Fußball derzeit so generiert, diskutiere.
0:52:54–0:53:00
Da ist eine Perspektive, die ist aus deren Sozialisierung und die ist 30, 40 Jahre alt.
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Und das kann ich mir ja genauso zuschreiben. Aber man muss einfach mal versuchen, auch die...
0:53:06–0:53:12
Perspektive zu wechseln, das ist wirklich, das klingt so pathetisch,
0:53:12–0:53:17
aber es ist einfach so und wenn ich dann mal anfange, die Argumentation des
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anderen zu verfolgen, zu verstehen,
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dann fängt es irgendwann an zu ratteln und dann denkst du, okay,
0:53:25–0:53:30
okay, ich müsste vielleicht mal mit meiner sehr sturen Haltung ein bisschen
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anders umgehen und vielleicht ein bisschen verändern.
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Das hilft. Und wenn man das aber auf eine spielerische Art macht und eben nicht
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so polarisiert und so unerbitterlich bei all diesen Themen ist,
0:53:43–0:53:47
dann finde ich, kann das auf eine leichtere Art uns allen viel besser gelingen.
Mara Pfeiffer
0:53:48–0:53:51
Ich meine, es geht letztlich, ich weiß, das ist mittlerweile für manche Leute
0:53:51–0:53:54
auch schon fast so eine abschreckende Formulierung geworden,
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aber es geht auch immer ein Stück weit darum, eigene Privilegien zu reflektieren.
0:53:58–0:54:02
Also wie bin ich da hingekommen, wo ich bin, was hat mir dabei geholfen,
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was stand mir im Weg und im Gegensatz dazu, warum kommen andere besser oder weniger gut dahin.
0:54:10–0:54:14
Also einfach eine Beschäftigung auch mit bestimmten gesellschaftlichen Mechanismen.
0:54:14–0:54:16
Das ist jetzt vielleicht nicht so super verwunderlich, dass die Leute,
0:54:16–0:54:19
die von diesen Mechanismen am meisten profitieren, die größten Schwierigkeiten
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haben, sie zu reflektieren oder sich auch einzugestehen.
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Aber letztlich kann es halt helfen, eine Gesellschaft zu verbessern.
0:54:27–0:54:32
Und also Veränderung, finde ich, ist total wichtig und positiv. Positiv.
Claudia Neumann
0:54:33–0:54:37
Ein wunderbares Beispiel, wenn ich das anfügen darf, ist das leidige Thema,
0:54:37–0:54:40
das "leidige" in An- und Abführung des Genderns.
0:54:40–0:54:44
Natürlich haben wir das alle erst mal als sperrig empfunden und euch beiden
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geht es ja schon so spielerisch leicht von den Lippen, das muss ich noch irgendwie
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üben, ich kriege das noch nicht
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so richtig hin und es gelingt auch nicht immer in der Live-Situation.
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Und dann bist du plötzlich schon wieder nur bei den Zuschauern statt den Zuschauern
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und den Zuschauerinnen.
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Aber ich habe für mich entschieden, ich möchte es gerne und ich möchte es gerne
0:55:04–0:55:11
auch versuchen, besser hinzubekommen noch, weil für mich war ganz klar der entscheidende Punkt,
0:55:12–0:55:15
Die Perspektive derer einzunehmen, die sich ausgeschlossen fühlen.
0:55:15–0:55:19
Und das ist mir so bewusst geworden, dann als Menschen gesagt haben,
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wenn du das so sagst, fühle ich mich nicht included in deiner Ansprache.
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Und dann ist das für mich das entscheidende Kriterium gewesen,
0:55:28–0:55:33
ob ich das albern finde, wie ich das ausspreche oder ob es daraus eine Riesendiskussion
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gibt oder Leserbriefe ohne Ende oder Shitstorms ohne Ende, völlig egal.
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Da fühlt sich jemand ausgeschlossen und das ist das Entscheidende für mich.
0:55:42–0:55:44
Und so weit denken aber viele gar nicht oder sowas, dass man einfach sagt,
0:55:45–0:55:50
hey, versuch dich doch einfach mal in deren Perspektive und was tut es dir denn weh?
0:55:51–0:55:55
Und ich würde wegen des Genderns trotzdem nicht solche Riesendebatten machen.
0:55:55–0:55:58
Diejenigen, die es machen wollen, sollen es tun und die anderen meinetwegen
0:55:58–0:56:00
nicht, aber dann sollen sie sich auch friedlich verhalten.
Mara Pfeiffer
0:56:01–0:56:03
Das ist nämlich das Lustige, dass ja häufig eigentlich die Leute,
0:56:03–0:56:05
die diese Veränderung nicht wollen,
0:56:05–0:56:09
viel schärfer in solche Debatten reingehen, als die, die sagen,
0:56:09–0:56:13
ich mache es, ob du es machst oder nicht, mir völlig egal und dann sagt aber
0:56:13–0:56:16
das Gegenüber trotzdem, ich werde gezwungen, so nein, ich habe doch gesagt,
0:56:16–0:56:19
es ist mir völlig egal, man zwingt mich, man zwingt mich, ja, hast du mir nicht zu, so.
0:56:20–0:56:27
Ja, aber mit Blick auf die Zeit, was wir natürlich dann, wenn wir quasi zurückkehren,
0:56:27–0:56:33
auf die Bühne noch machen wollen, ist einen Kackspecht küren.
0:56:33–0:56:39
Und dann haben wir auch noch eine kleine Überraschung am Schluss für unsere Gästin natürlich.
0:56:39–0:56:45
Aber bevor wir all das tun, wollen wir auch mal die Gelegenheit geben,
0:56:45–0:56:49
Fragen aus dem Publikum zu stellen, wenn es denn welche gibt.
0:56:50–0:56:54
Es müsste irgendwo ein Mikrofon unterwegs sein.
0:56:54–0:57:01
Ich sehe nur Licht und bunte Flecken, aber ich weiß, das sind die Sitze hier.
0:57:01–0:57:09
Gibt es denn Fragen? Gibt es jemanden, der gerne uns Claudia oder weiß nicht,
0:57:09–0:57:11
auch Mathias, eine Frage stellen möchte.
0:57:14–0:57:15
Aber bitte nicht alle auf einmal.
Claudia Neumann
0:57:16–0:57:20
Ihr habt schon so gute Fragen gestellt, dass keine mehr übrig bleibt. So müssen wir es sehen.
Annika Becker
0:58:01–0:58:07
Also, genau. Erstmal ist Essen da und Turbine kommt sehr wahrscheinlich ja wieder.
0:58:07–0:58:11
Also die spielen ja gerade um den direkten Wiederaufstieg in der zweiten Liga,
0:58:11–0:58:16
sind da extrem gut mit dabei, was ich von ihnen so in der Form auch nicht erwartet hätte.
0:58:17–0:58:23
Ich glaube, für mich steht und fällt es damit, wie einfach von Verbandsseite
0:58:23–0:58:26
aus die mittel- bis langfristige Planung so aussieht.
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Und ob man erkennt und auch willens ist, für diese Art von Verein vielleicht Schritte zu machen,
0:58:33–0:58:40
die man so aus dem Fußball nicht kennen würde oder nicht denken würde,
0:58:40–0:58:44
weil man halt immer nur denkt, naja, aber bei den Männern bei der Bundesliga ist es halt so.
0:58:44–0:58:49
Und dann machen wir das jetzt bei denen auch so, anstatt vielleicht irgendwie zu sagen,
0:58:49–0:58:54
ihr habt andere Voraussetzungen als alle anderen, weil ihr nicht die gleichen
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Strukturen habt wie die Lizenzvereine, ob die die immer so nutzen für ihre Frauenabteilung
0:58:59–0:59:00
ist dann nochmal wieder ein eigenes Thema.
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Aber deswegen habt ihr vielleicht bei irgendwas anderem etwas leichter oder
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wir fördern euch irgendwie auf eine bestimmte Art und Weise.
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Und ich glaube, das wird halt so der Knackpunkt sein in den nächsten Jahren
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aus meiner Sicht, wie sich das entwickelt, wie das weitergeht.
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Stand jetzt, so wie es jetzt gerade aussieht, ja natürlich sieht es schwierig aus.
0:59:22–0:59:27
Da sind dann auch die Vereine selber gefragt, zu gucken, wie sie arbeiten und
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das geht halt irgendwie gerade schon sehr, sehr unterschiedlich aus.
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Bei der SGS, da kann ich halt immer ein bisschen was dazu sagen,
0:59:35–0:59:39
ist natürlich sehr glücklich auch, dass es so dieser Standort im Ruhrgebiet
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ist, aus ganz vielen verschiedenen Gründen.
0:59:41–0:59:46
Also Firmen, Sponsoren, potenzielle, aber auch, dass es so ein Ballungsraum
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ist für potenzielle Spielerinnen, die man dazu gewinnen kann.
0:59:50–0:59:55
Erstmal für die Ausbildung in der Jugend, aber auch später für ihre eigene Ausbildung,
0:59:55–1:00:02
was Arbeit, was Studium angeht und das haben halt andere Standorte nicht so in dem Ausmaß.
1:00:02–1:00:07
Das muss man halt natürlich klar immer mitdenken. Aber ja, also letztendlich
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ist das was, das der Verband steuern müsste, wenn er denn wollte.
Claudia Neumann
1:00:11–1:00:15
Ja, gibt es wenig hinzuzufügen. Ich finde auch, dass das Entscheidende ist,
1:00:15–1:00:17
wo wollen wir hin mit dieser Liga, was machen wir?
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Ich finde im Übrigen auch bei dem Charme, den ich vorhin schon ausgedrückt habe,
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den die Bundesliga hätte, wenn sie andere Wege gehen würde,
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dass der sportliche Wettbewerb ist für mich mit das Wichtigste,
1:00:30–1:00:34
dass man Menschen in den Bann zieht, egal auf welchem Niveau jetzt erstmal,
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dass es guten sportlichen Wettbewerb
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gibt und das klingt jetzt alles so romantisch, ich finde trotzdem,
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dass ein gewisses Invest ist schon nötig, alleine deswegen,
1:00:46–1:00:51
um professionellere Bedingungen nochmal zu schaffen, gerade bei den kleineren
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Vereinen, damit eben die Leistung wachsen kann, Also wirklich die Leistung auf
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dem Rasen. Also du brauchst dann auch...
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Gute Geldgeber, die so ein Konstrukt, für welches man sich auch immer entscheidet,
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dann mittragen, damit es einigermaßen ausgeglichen werden kann.
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Also nicht komplett gegen Invest, also nicht vergleichen jetzt mit der Männersituation,
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wo die Fans so erfolgreich gegen demonstriert haben.
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Das ist ja erstmal was anderes. Da geht es wirklich um Mindestlohn,
1:01:19–1:01:23
der ja immer noch nicht überall gezahlt wird, dass die Fußballerinnen erstmal
1:01:23–1:01:27
ihren Job wirklich auch Vollzeit ausfüllen können.
Mara Pfeiffer
1:01:27–1:01:33
Ich glaube tatsächlich, dieses Thema mit dem, wie viel Geld fließt und wo kommt
1:01:33–1:01:38
das Geld her, was du jetzt auch schon angerissen hast, ist ein total entscheidendes.
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Ich bin mittlerweile, und da fallen dann wahrscheinlich alle in Ohnmacht,
1:01:42–1:01:45
die sich mit der Frage beschäftigen, wo das Geld herkommt,
1:01:45–1:01:49
echt auch so ein bisschen in die Richtung gedanklich eigentlich unterwegs,
1:01:49–1:01:59
dass dieser Fußball der Frauen auf dem Niveau, was langfristig gesund ist und funktioniert.
1:01:59–1:02:03
Am besten wachsen kann, wenn es eigene Stadien gibt.
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Was halt einfach eine Großbaustelle dann wird, also literally,
1:02:07–1:02:12
aber man hat halt an vielen Standorten, gerade wenn man jetzt davon ausgeht,
1:02:12–1:02:17
dass immer stärker die traditionellen Vereine der Männer halt eben auch in den
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Fußball der Frauen vorstoßen, was
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man ja auch versucht durch Lizensierungsauflagen und so weiter zu regeln.
1:02:23–1:02:28
Dann wird man aber halt an Standorten gerade mit einer großen Fanbasis und mit
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einem sehr großen Stadion nicht innerhalb von einem Zeitraum irgendwie X,
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also der Sinn ergibt halt dann plötzlich jedes Wochenende 60.000 Leute für den
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Fußball der Frauen begeistern.
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Das ist was, was überhaupt nicht geleistet werden kann. Dafür,
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wer mich ein bisschen besser kennt, weiß, das ist eines meiner wirklich,
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also in Anführungszeichen, Lieblingsthemen mittlerweile.
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Dafür gibt es halt unter anderem viele historische Gründe und man mutet,
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finde ich, auch den Spielerinnen und allen,
1:02:58–1:03:03
die im Sport da aktiv sind, zu viel zu, wenn man diese Erwartungshaltung eben
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so in den Raum stellt und sagt, ja, es gibt zwei Möglichkeiten.
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Also entweder ihr spielt irgendwie hier, da passen 1500 Leute rein oder ihr
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spielt hier, da passen 50.000 Leute rein.
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Wenn du in so einem 50.000 oder auch nur einem 35.000 Leute Stadion bist und
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du hast da 7.000 oder 8.000 Leute, dann kriegst du die Stimmung so nicht hin.
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Und das ist aber total entscheidend, also auch dann für dieses Stadion-Erlebnis
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und ich persönlich glaube und ich muss mir ja zum Glück die Gedanken nicht machen,
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wer das finanziert, das kann man dann natürlich auch immer als Vorwurf formulieren
1:03:36–1:03:39
und sagen, ja, du machst es dir ja leicht, aber ich glaube,
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der Fußball der Frauen hat dann die beste Chance, wenn man ihn einfach nicht
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dem Fußball der Männer so stark nachempfindet.
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Wenn man das ganz stark inhaltlich voneinander löst, wenn man sagt, ja,
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es ist sportlich natürlich elf gegen elf und das sind dieselben Regeln und so
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weiter, aber das Drumherum, man hat doch, ich verstehe auch den Wunsch gar nicht,
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das so ähnlich zu machen, weil man hat doch die Chance,
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nochmal ganz neu anzufangen.
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Also man hat den Sport, man hat alles, was man lernen konnte aus den Fehlern,
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die im Fußball der Männer einfach auch passiert sind, ist ja total logisch.
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Man hat Fans, die sich, was du ja schon angesprochen hast, auch total abwenden
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von diesem so überkommerzialisierten und man hat doch jetzt die Chance zu sagen,
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man macht das ganz neu und anders.
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Und diese totalen Reflexe, und das ist ja kein rein deutsches Phänomen,
1:04:35–1:04:43
das gibt es ja in anderen Ländern ganz ähnlich auch, jetzt zu sagen, man baut das dem so nach…,
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Ich verstehe es nicht.
Claudia Neumann
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Das Idealste aus meiner Sicht wäre, und das ist natürlich eine echte Aufgabe,
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aber dafür gibt es ja Spezialisten, gibt ja Experten auf all den Gebieten im Marketing,
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im Finanzwesen, in den Medienerlösgeschichten, zu sagen,
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wir basteln eine, oder versuchen es hinzubekommen, wirklich eine sportlich attraktive,
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so ausgeglichen wie mögliche Liga zu basteln, die natürlich professioneller
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werden muss. Also da muss erstmal richtig gut Geld rein.
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Du hast völlig recht, es wäre ideal, das in kleinen, kompakten Stadien zu machen,
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die trotzdem eine Voraussetzung bieten, die fernsehtechnisch gut abzubilden
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ist. Das geht auf Sportplätzen wirklich schwer.
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Und dann zu sagen, wir halten uns unserer DNA aber einigermaßen oder versuchen sie beizubehalten.
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Dieses etwas Nahbare, man hat immer so schön rund um die Euro gesagt,
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dieses Authentische und ich
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merke ehrlich gesagt von der Authentizität nicht mehr so viel im Moment.
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Man versucht alles eins zu eins im Moment dem Männerfußball anzupassen,
1:05:51–1:05:56
Auch bei den Abläufen in den Stadien, bei der produktionellen Gestaltung von
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Fernsehübertragungen.
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Und ich glaube, das ist der falsche Weg.
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Das heißt nicht, dass man alles öffnen muss.
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Man muss die Spielerinnen auch einen Tick schützen und sagen,
1:06:07–1:06:09
okay, nee, das geht jetzt hier auch nicht.
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Wir sind auch hochbelastet und haben auch nicht so viel Zeit. Aber diese eigene Art,
1:06:13–1:06:19
diese DNA so ein bisschen beizubehalten und es anders zu machen und da kreativ
1:06:19–1:06:21
die Köpfe zusammenzustecken und zu sagen,
1:06:21–1:06:26
wie kann das aussehen, wie können wir das umsetzen, das wäre für mich die idealste
1:06:26–1:06:29
und erfolgsversprechendste Lösung, glaube ich.
Annika Becker
1:06:29–1:06:32
Ich glaube, dass man auch noch
1:06:32–1:06:36
sehr viel über diesen Punkt der Professionalisierung wird sprechen müssen,
1:06:36–1:06:43
weil ich spreche gerade sehr viel mit unterschiedlichen Spielerinnen verschiedener
1:06:43–1:06:48
Generationen, verschiedene Vereine und interessanterweise sagen die aber bis
1:06:48–1:06:51
jetzt alle das Gleiche, wenn es so um den Punkt geht,
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Professionalisierung und wie sorge ich vor für die Zeit nach dem Sport,
1:06:56–1:06:59
dass sie sagen, also wenn sie jünger sind, sagen sie.
1:07:00–1:07:03
Gerade eigentlich fast gar nicht mehr die Möglichkeit, das zu machen,
1:07:03–1:07:08
weil es mehr Trainingszeiten gibt, also der Sport nimmt, weil er professioneller
1:07:08–1:07:11
wird, mehr Zeit ein und mehr Raum vom Tag.
1:07:12–1:07:15
Trotzdem machen sie dann ein Studium oder eine Ausbildung oder was auch immer
1:07:15–1:07:18
und müssen das aber irgendwie reinquetschen.
1:07:18–1:07:21
Das ist dann jetzt auch häufiger ein Fernstudium als halt eins irgendwie vor
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Ort und das ist aber also ja eine absolute Burnout-Gefährdung,
1:07:26–1:07:28
um das jetzt mal so in den Raum zu stellen,
1:07:29–1:07:34
wohingegen halt Spielerinnen, die so, ja, wenn sie so 26 oder schon noch was
1:07:34–1:07:39
älter sind, die sagen halt häufig, ich bin super dankbar, dass ich angefangen
1:07:39–1:07:41
habe in einer Zeit, wo ich das halt noch so machen konnte.
1:07:42–1:07:44
Das halt so parallel zu bedienen.
1:07:44–1:07:48
Ich habe jetzt irgendwie hier meine feste Ausbildung oder mein abgeschlossenes Studium.
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Ich konnte schon Arbeitszeiten machen. Ich habe dann was nachzuweisen für danach.
1:07:53–1:07:56
Und das ist natürlich, also ich würde jetzt niemals sagen wollen,
1:07:56–1:08:01
es soll diese Professionalisierung nicht geben Oder dass nicht Fußballerinnen
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so bezahlt werden sollen, dass sie davon alleine leben können.
1:08:04–1:08:10
Aber das ist ja trotzdem so, dass wenn dann ein Monatsgehalt reinkommt, das reicht für alles.
1:08:10–1:08:16
Man weiß, man kann eigentlich nicht wirklich was zurücklegen und an den Punkt
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werden wir auch wahrscheinlich nicht kommen. Also wie löst man diesen Konflikt
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auf? Das ist unfassbar schwierig.
1:08:22–1:08:25
Also ich habe da wirklich zuletzt sehr viel drüber nachgedacht und ich glaube,
1:08:25–1:08:30
man denkt halt immer so, ja, ja, Professionalisierung und dann steigen die Gehälter
1:08:30–1:08:33
und dann können sie davon leben, aber das alleine reicht halt noch nicht und
1:08:33–1:08:35
für das muss halt auch ein Plan her.
Claudia Neumann
1:08:35–1:08:39
Ja, es ist aber dann ja ähnlich wie in vielen anderen Sportarten,
1:08:39–1:08:42
dass du während deiner Karriere dich auf deinen Sport konzentrieren kannst,
1:08:42–1:08:49
gut davon leben kannst, bestenfalls natürlich auch noch dein Studium betreiben kannst.
1:08:49–1:08:52
Dann musst du dich vielleicht tatsächlich, je nachdem welches Leistungsniveau
1:08:52–1:08:54
du hast, dich für diese Zeit entscheiden.
1:08:54–1:08:57
Ja, du hast recht, eine Krux löst die andere ab.
Mara Pfeiffer
1:08:59–1:09:05
Also jede Frage wirft neue auf. Gibt es denn aus dem Publikum noch weitere Fragen?
1:09:06–1:09:10
Ich sehe eine Hand, gegen die das Licht, also einen Händeschatten...
Claudia Neumann
1:09:44–1:09:45
Ich habe es auch jetzt gelesen,
1:09:45–1:09:49
USA und Mexiko zurückgezogen, die ja jetzt erstmal die Männer-WM haben.
1:09:49–1:09:53
Ach, wir wissen, dass ja jetzt alles seit Jahren ein bisschen transparenter
1:09:53–1:09:56
geworden ist, wie große Ereignisse vergeben werden.
1:09:56–1:10:01
Ich habe da keine Hoffnung, dass das irgendwie auf einem sinnvollen Weg passiert,
1:10:01–1:10:04
oder auf einem sinnvollen kann man nicht sagen, aber auf einem Weg passiert,
1:10:04–1:10:09
wo immer nur das Argument der besten Bewerbung zählt.
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In dem Fall jetzt, ich glaube, Brasilien ist noch drin und die haben natürlich
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auch, ich glaube in Südamerika hat es noch nie eine Frauen-WM gegeben,
1:10:16–1:10:18
also die haben natürlich auch dann ihre Argumente,
1:10:19–1:10:25
und wir wissen aus den Diskussionen, die wir vor anderthalb Jahren in Katar hatten,
1:10:26–1:10:30
dass der DFB, der deutsche Fußball und all das, was dahinter steckt,
1:10:30–1:10:34
nicht allzu viel Eindruck bei den Herren der FIFA hinterlassen hat.
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Ich habe keine Ahnung, nach welchen Kriterien es jetzt geht.
1:10:38–1:10:42
Also ich gehe davon aus, dass die deutsche Bewerbung mit Niederlanden und Belgien
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eine sehr gute ist und auch eine einigermaßen nachhaltige Bewerbung ist mit
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kurzen Wegen und mit Infrastruktur, die einfach da ist.
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Brasilien kann ich jetzt gar nichts sagen, aber wir haben jetzt wirklich in
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den letzten Jahren sehr deutlich aufgezeigt bekommen, nach welchen Kriterien es oft gegangen ist.
Mara Pfeiffer
1:11:06–1:11:09
Du hast dich doch mit den Bewerbungen ein bisschen auseinandergesetzt, Annika.
Annika Becker
1:11:09–1:11:14
Ja, ich habe mir zufällig alle drei angeguckt, irgendwie so vier Tage oder so,
1:11:14–1:11:20
bevor die USA zurückgezogen haben, was mich dann sehr erstaunt hat, weil ….
1:11:21–1:11:26
Also, ich kann eigentlich nicht so super viel hinzufügen, weil letztendlich
1:11:26–1:11:29
können wir halt irgendwie alle nicht in diese Prozesse reingucken,
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aber so von meinem Gefühl her hatte ich eigentlich die Intuition,
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okay, das geht garantiert an die USA und Mexiko.
1:11:35–1:11:39
Und dann haben sie zurückgezogen und jetzt ist es so, hm, okay.
1:11:39–1:11:45
Also ich finde von dem, wie ich das bewerten kann mit meinen Augen,
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die halt sowas ja selber nicht macht,
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finde ich, wie du gesagt hast, die deutsche WM-Bewerbung zusammen mit Belgien
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und den Niederlanden sehr nachhaltig und auch einfach sehr spannend, sehr interessant.
1:11:55–1:12:00
Die Konzepte, die man sich da überlegt hat für die kurzen Wege und auch andere
1:12:00–1:12:04
Sachen, also wie man mit den Fans zum Beispiel umgehen will,
1:12:04–1:12:07
dass es Fan-Camps geben soll,
1:12:07–1:12:11
dass es für die dann jeweils halt auch so wie so Zentren gibt und dass sie halt
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nicht immer von einem Ort zum anderen müssen, sondern es gibt so wie so Hubs
1:12:15–1:12:17
und so, also sehr viele spannende Ideen irgendwie dahinter, finde ich.
1:12:18–1:12:22
Und dann guckt man sich im Vergleich Brasilien an, wo halt das Motto ist so.
1:12:23–1:12:30
Irgendwas mit It's Natural oder so ähnlich, also es soll so einerseits das Ökologische
1:12:30–1:12:31
sein, so es ist irgendwie natürlich,
1:12:32–1:12:35
aber andererseits so Also es ist natürlich, dass Frauen auch Fußball spielen
1:12:35–1:12:41
und Fußball ist in Brasilien etwas Natürliches und deswegen wollen wir jetzt
1:12:41–1:12:43
unbedingt diese WM hier hinholen.
1:12:43–1:12:47
Das ist so das Narrativ hinter dieser Bewerbung, was ganz interessant ist.
1:12:47–1:12:52
Sie werben natürlich sehr viel für sich mit den Erfahrungen von 2014.
1:12:53–1:12:57
Gleichzeitig frage ich mich dann halt, wenn man das so direkt gegenüber sieht,
1:12:57–1:13:00
ihr habt im Vergleich dazu aber die krass langen Wege.
1:13:01–1:13:05
Also wie soll das dann genau aussehen? Und ist die Infrastruktur,
1:13:05–1:13:07
also wie sieht die denn inzwischen aus?
1:13:07–1:13:11
Weil dieses Turnier ja inzwischen auch einfach so lange her ist und ja,
1:13:11–1:13:13
letztendlich sehr schwierig zu bewerten.
1:13:13–1:13:16
Aber ich finde es jetzt wirklich interessant, weil es sich so,
1:13:16–1:13:22
ja nicht diametral, aber halt schon sehr kontrastierend irgendwie so gegenübersteht, fand ich.
Mara Pfeiffer
1:13:23–1:13:27
Was man natürlich insgesamt mal noch festhalten kann als Punkt,
1:13:27–1:13:31
dass diese Entscheidungen im Fußball der Frauen wahnsinnig spät fallen.
1:13:32–1:13:35
Also wenn man das vergleicht irgendwie mit den Vergaben im Fußball der Männer,
1:13:36–1:13:41
ist einfach dann der Zeitraum, um so ein Turnier auch sinnvoll vorzubereiten,
1:13:41–1:13:43
einfach ein deutlich kürzerer.
1:13:43–1:13:46
Das darf man ja auch nicht unterschätzen, was da alles ansteht.
1:13:48–1:13:56
Gibt es noch eine Frage aus dem Publikum? Wenn das nicht der Fall sein sollte,
1:13:58–1:14:06
dann würden wir hier mal noch unseren Kackspecht enthüllen, aber dafür brauchen wir Musik.
1:14:12–1:14:16
Annika, jetzt haben wir uns gar nicht abgesprochen, wer die Geschichte nochmal zusammenfasst.
Annika Becker
1:14:16–1:14:18
Fang du mal an, du bist viel tiefer drin als ich.
Mara Pfeiffer
1:14:20–1:14:24
Also, Kackspecht der Woche. Wir wollen mal auf ein Thema schauen,
1:14:24–1:14:29
das wir letzte Woche im Podcast schon besprochen haben, in dem es jetzt aber
1:14:29–1:14:32
eine aktuelle Entwicklung gibt.
1:14:32–1:14:40
Und zwar haben wir ja letzte Woche gesprochen über den Film von Sport Inside,
1:14:40–1:14:49
in dem geschaut wird auf die Zugänge zur UEFA Pro Lizenz, beziehungsweise zum
1:14:49–1:14:51
Lehrgang zur UEFA Pro Lizenz,
1:14:51–1:14:53
also dem höchsten Trainer*nnen Lehrgang.
1:14:54–1:15:00
Und da gab es, da muss ich jetzt, damit ich mit meinem schlechten Namensgedächtnis
1:15:00–1:15:03
nicht anfange, irgendwas durcheinander zu werfen. Dann die Geschichte.
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Also es gibt, ohne das jetzt zu kompliziert zu machen, ihr könnt das alles nachlesen
1:15:09–1:15:12
und auch in den Shownotes aus der letzten Woche nachschauen,
1:15:12–1:15:17
sowohl die Gäst*innen heute hier als auch natürlich unsere Zuhörer*nnen.
1:15:17–1:15:23
Es gibt eben festgelegte Kriterien, wie man in so einen Lehrgang reinkommt und
1:15:23–1:15:25
gleichzeitig ist es eben so, dass ab einem bestimmten Niveau,
1:15:25–1:15:31
auf dem man als Trainer*in arbeitet, man eben diese UEFA Pro Lizenz braucht.
1:15:31–1:15:40
Jetzt hat der DFB sich die durchaus schöne Idee überlegt zu sagen,
1:15:40–1:15:45
zusätzlich zu den Leuten, die also alle Kriterien erfüllen, schaffen wir noch
1:15:45–1:15:47
bis zu zwei Plätze pro Lehrgang.
1:15:47–1:15:52
Wo man also sagt, besonders talentierte Trainer*innen, die von ihren Vereinen
1:15:52–1:15:58
dem DFB angedient werden, wo ein Verein sagt, hier, wir wollen euch aufmerksam
1:15:58–1:16:00
machen auf die Trainerin oder den Trainer,
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ist schon sehr lange bei uns im Verein, leistet eine tolle Arbeit,
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hat sich bisher von Trainer*innen-Lehrgang zu Trainer*innen-Lehrgang eben total
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toll bewiesen und wir sehen da ein großes Potenzial, gibt es also bis zu zwei Plätze.
1:16:15–1:16:24
Im aktuellen Lehrgang für die UEFA-Pro-Lizenz ist eine Person in den Genuss
1:16:24–1:16:27
dieses sogenannten Pilotprojektes gekommen,
1:16:27–1:16:31
und zwar Marc Unterberger, der in der Spielvereinigung
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Unterhaching die Drittliga-Mannschaft der Männer trainiert.
1:16:36–1:16:41
Was er theoretisch nicht dürfte, weil die Voraussetzung, um in der 3. Liga
1:16:41–1:16:44
zu arbeiten, die UEFA-Pro-Lizenz ist.
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Das heißt, er, mir fehlt gerade das entsprechende Wort, er, nee, ja, und er verstößt.
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Also er verstößt gegen die Regelung und dafür muss der Verein auch eine Strafe bezahlen.
1:17:01–1:17:05
Einmal eine Insgesamtstrafe dafür, dass er das macht und dann eine Strafe pro Spiel.
1:17:08–1:17:12
Genau. Und also jetzt könnte man ja schon sagen, es ist ja irgendwie so ein
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komischer Vorgang, dass jetzt ausgerechnet jemand, der gegen die Regeln verstoßen
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hat, jetzt irgendwie in den Genuss dieser ersten Pilotregelung kommt.
1:17:22–1:17:27
Was dieser Sport-Inside-Beitrag sehr schön gezeigt hat, ist,
1:17:27–1:17:29
dass es auch noch eine zusätzliche Krux gibt,
1:17:29–1:17:37
nämlich, dass der DFB dieses Pilotprojekt erst öffentlich gemacht hat,
1:17:37–1:17:40
als dieser Lehrgang schon gestartet hatte.
1:17:41–1:17:48
Daraufhin gab es Irritationen unter anderem in Ingolstadt, wo Dietmar Beiersdorfer
1:17:48–1:17:54
gesagt hat, also wir haben eine Trainerin und zwar die Sabrina Wittmann.
1:17:54–1:17:59
Das ist die einzige Trainerin, die also eine männliche U19 trainiert,
1:17:59–1:18:02
die mit denen auch super erfolgreich ist. Die macht das im, ich glaube, dritten Jahr.
1:18:03–1:18:08
Die hatte sich auch beworben für den Lehrgang, aber nicht für dieses Pilotprojekt,
1:18:08–1:18:10
weil davon wussten wir ja gar nichts.
1:18:10–1:18:16
Also haben sie sie nachträglich noch beworben und sie ist aber abgelehnt worden.
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Und dann gab es aber die Aussage von Andreas Rettig, Geschäftsführer im DFB,
1:18:21–1:18:24
dass es total schade sei, dass keine Frauen im Lehrgang sind.
1:18:25–1:18:30
Und dann hat Andreas Rettig wiederum in diesem Sport-Inside-Beitrag auch noch
1:18:30–1:18:38
gesagt, wenn Sabrina Wittmann die Drittligamannschaft in Ingolstadt trainieren würde...
1:18:38–1:18:43
Dann wäre sie in den Genuss dieser Sonderregelung bekommen, was ja übersetzt
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heißt, hätten sie in Ingolstadt auch gegen die Regularien des DFB verstoßen,
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wären sie auch dafür belohnt worden.
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Keine Ahnung, uns haben sie ein bisschen verloren mit der ganzen Geschichte
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und dass das spannend ist, jetzt wiederum ist,
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dass der FC Ingolstadt sich kurz vor Ende der Saison von seinem Trainer getrennt
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hat und Sabrina Wittmann ist jetzt bis Ende der Saison die Nachfolgerin.
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Und das Interessante dabei ist, und dafür gibt es aber wirklich keinen Kackspecht,
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sondern einen großen Applaus von mir, dass Ingolstadt das, finde ich, extrem gut gelöst hat.
1:19:23–1:19:27
Es gibt nämlich eine Übergangsregelung, die es erlaubt, dass man auch ohne die
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UEFA-Pro-Lizenz in der dritten Liga als Trainer oder Trainerin arbeiten darf, interimsmäßig.
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Und genau zu einem Zeitpunkt, nämlich wenn am Ende der Saison der eigentliche
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Trainer entlassen wurde und es noch weniger als 15 Werktage sind innerhalb der Saison.
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Das hat Ingolstadt genau hinbekommen.
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Also das heißt, sie haben Sabrina Wittmann jetzt befördert, ohne gegen diese Regeln zu verstoßen.
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Das Timing irgendwie könnte besser nicht sein. Diesem ganzen Vorgang plus
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der Tatsache, dass diese Thematik eigentlich von den Kolleg*innen bei Sport Inside
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wirklich sehr gut aufgearbeitet wurde,
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aber jetzt irgendwie bedauerlicherweise nach der Beförderung von Sabrina Wittmann
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fast nirgendwo Thema war,
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weil man sich jetzt irgendwie nur wieder drauf gestürzt hat zu sagen,
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sie ist die erste Frau im Profibereich der Männer.
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Es gab natürlich in dieser Saison auch schon Marie-Louise Eta,
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aber die war ja in Anführungszeichen nur Co-Trainerin, beziehungsweise dann
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interimsweise als Bjelica gesperrt war.
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Also der ganze Vorgang insgesamt plus diese Betrachtungsweise,
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dass es dann in bestimmten Bereichen so dieses die Erste, die Erste,
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die Erste, das ist uns total wichtig.
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Aber eigentlich steckt hinter dieser ganzen Sache eine Geschichte,
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die ja jetzt sogar schon erzählt ist und die man an dieser Stelle wieder hätte
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hervorholen können und an der man total viel von dem illustrieren kann,
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was genau die Problematiken sind, mit denen Frauen nämlich im Fußball zu kämpfen haben.
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Diesem Gesamtkonglomerat, dem ihr hoffentlich bis hierhin noch folgen konntet,
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verleihen wir feierlich den Kackspecht der Woche.
1:21:04–1:21:07
Und ich weiß, ich habe jetzt alle Redeanteile geschossen.
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Deswegen, Annika, musst du jetzt meine Tasche nehmen und der Claudia unser exklusives
1:21:13–1:21:14
Dankeschön überreichen.
Claudia Neumann
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Aber da darf ich vielleicht noch erwähnen und ergänzen an der Stelle.
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Das ist genau das, was ich die ganze Zeit meinte. Die Zugänge sind einfach nicht da.
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Und wenn ich mich mit dem Druck der Öffentlichkeit immer wieder rechtfertigen
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muss, warum es so wenig Trainerinnen gibt, dann muss ich mir doch überlegen,
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warum kriege ich nicht mehr in meine höchsten Lehrgänge rein.
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Liegt es an den Zugängen, liegt es daran, dass zu wenig wollen?
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Ich glaube, es liegt an den Zugängen, die ich dann verändern muss.
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Und dann kann ich mir doch eine positive Challenge auferlegen, dass ich sage,
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okay, in jedem Lehrgang muss ich jetzt mal fünf, sechs, sieben Trainerinnen
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haben und eben nicht nur, wie es jahrzehntelang war, so die ein oder zwei Alibifrauen
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oder so, sondern ich brauche sie und beweine nicht die Tatsache,
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dass es jetzt sogar einen gibt ohne Frau.
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Ich muss sie aktiv ranholen und dann gibt es auch irgendwann tolle Trainerinnen.
1:22:05–1:22:07
Es gibt sie ja, es gibt sie ja.
Mara Pfeiffer
1:22:07–1:22:09
Und in dem Fall gab es ja sogar eine Bewerbung.
Annika Becker
1:22:12–1:22:14
Okay, ist jetzt hier ein Kacksprecht drauf.
Mara Pfeiffer
1:22:15–1:22:16
Du musst sie mal rausholen, das
1:22:16–1:22:19
ist eine exklusive Tasse, die gibt es nur einmal und nur für dich.
Annika Becker
1:22:19–1:22:20
Genau.
Claudia Neumann
1:22:21–1:22:21
Vielen Dank.
1:22:29–1:22:31
Fehlt nur noch euer Konterfei so drauf.
Mara Pfeiffer
1:22:31–1:22:34
Das wollten wir dir nicht antun vor dem ersten Kaffee.
1:22:37–1:22:41
Liebe Claudia, also unser allererster Dank gilt wirklich dir,
1:22:41–1:22:45
dass du dich heute für uns auf den Weg gemacht und hierher gekommen bist.
1:22:45–1:22:48
Vielen, vielen, vielen Dank. Wir wissen das sehr zu schätzen.
1:22:48–1:22:49
Es war sehr großartig mit dir.
Claudia Neumann
1:22:50–1:22:53
Danke, dass ich da sein durfte. Ich komme erstens immer wieder gerne in meine
1:22:53–1:22:57
Heimat hier und zweitens hat es mir Spaß gemacht hier so in eurer Mitte.
1:22:58–1:23:03
Ich höre euch ja wirklich auch sehr regelmäßig zu und muss mich jedes Mal wegwerfen
1:23:03–1:23:08
vor Lachen, wenn ihr so lachend in euren Tag startet, in meinen Podcast-Tag.
1:23:09–1:23:10
Vielen Dank, dass ich da sein durfte.
Mara Pfeiffer
1:23:10–1:23:12
Sehr, sehr gerne.
Annika Becker
1:23:12–1:23:16
Wir haben uns sehr gefreut und wir haben uns auch und freuen uns auch immer
1:23:16–1:23:22
noch sehr gefreut, dass dass ihr hierher gekommen seid, um uns dreien hier live
1:23:22–1:23:24
zuzuhören beim Podcast.
Mara Pfeiffer
1:23:24–1:23:29
Und natürlich danken wir sehr dem Mathias, der die wunderschöne Idee hatte,
1:23:29–1:23:31
uns überhaupt hierher einzuladen.
1:23:32–1:23:36
Und wir danken dem Mann an der Technik, der mir nur einmal kurz gesagt hat,
1:23:36–1:23:38
wie er heißt und weil ich ein schlechtes Namensgedächtnis habe,
1:23:38–1:23:40
habe ich es schon wieder vergessen. Kann mir jemand kurz helfen?
1:23:41–1:23:45
Der Nils! Mensch, das muss man sich doch merken können. Danke, Nils!
1:23:47–1:23:52
Ja und danke ans ganze Museum und das Stadion der Träume, dass wir hier sein
1:23:52–1:23:57
durften und danke unseren ZuhörerInnen und überhaupt allen.
1:23:57–1:23:59
Wir hören uns nächste Woche wieder.

3 Gedanken zu „#49 Stadion der Träume“

  1. Hallo ihr Lieben,
    hat mir sehr gefallen, z.B. über Erkenntnisgewinn und Perspektivwechsel, ihr wart allesamt großartigst! 😍

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